Donnerstag, 4. August 2011

Ein weiterer offener Brief an einen grenzbadischen ... und ein Zusatz

Lieber Mythopoet

Seit einer Woche beschäftigt mich Dein Kommentar  zum Thema: woher kommt das Böse?

Wohl nicht ganz zufällig schrieb ich vor zwei Wochen als Motto über die Woche: Libyen – wohin mit dem Bösen?

Da zitierst Steiner, und,  wenn ich das richtig sehe, kommst  Du mit  „7 vom Widder an aufsteigenden Tages-Tierkreiszeichen“ und  5 vom Skorpion an absteigende Nacht-Tierkreiszeichen" . Und die guten seien die ersteren und die  letzteren seien die bösen.

Du sagst dann weiters, den  Persern sei das Aufsteigende das „Gute“ und das Absteigende das „Böse“ und seien keine moralischen Tatbestände gewesen, sondern, wenn ich Dich richtig verstehe,  vormoralische Zustände gewesen, wie Tiefs und Hochs es sind.

Ich muss  Dir ehrlich sagen, soweit  ich obiges als  Wertung erlebe, da grenzt es für mich in gewisser Weise an Götterbeleidigung. Ich traue nämlich jedem Ort und jedem Archetypus zu, dass er seine Geheimnisse, Wege und Märchen, kurz,  seine Weisen hat,   jeder Archetypus, wie jedes Zeichen, die Wunder der Erneuerung  - darzustellen, … ebenso natürlich auch die „Wunder“ der  Versumpfung.

Wie Du weißt, treibt mich seit geraumer Zeit die Frage um, was ist mit dem Bösen in Libyen? Was geschieht  mit dem Bösen in einer Welt, in der das Böse so extrem „in der anderen Welt“ eingekapselt und verabscheut ist, wie in der Welt des Unmenschen in Tripolis?
Sind jetzt „die Libyer“, die um ihre Würde und Zukunft in einer offenen Gesellschaft kämpfen, sind jetzt die die „Guten“?  In einem historischen Raster sind sie natürlich die Guten, weil ihre Märtyrer den Humus bilden für eine Kultur, die die Wildnis eines Wahnsinnigen ablöst.
Dabei kann man davon ausgehen, dass jeder Widerstandskämpfer, dem man nur wärmstens Erfolg wünschen kann, dass jeder von ihnen ein Mensch ist, der aus dem Licht des Tages und aus dem Licht der Nacht zusammengebacken ist, … wie aber letztlich auch der Verrückte in Tripoli. 
Das gefällt mir an Deiner Vision, Mythopoet, dass Du in der Erscheinung unterscheidest nach einer Hälfte, die am verfaulen ist (und die  nach dem Saturn/Gärtner schreit), und einer Hälfte, in der sich das neue Experiment der Schöpfung  entfalten kann.

Aber,  Du sagst, das sind die und das sind die – Tierkreiszeichen; da muss ich sagen, Götter
( Zeichen der Götter)  Mythopoet,  Götter sind rund, Götter können alles – jeder Gott auf eine, jede Gottheit  auf ihre Weise. Und wohl es gibt Götter im Aufstieg und Götter im Abstieg – aber Götter des Aufstiegs und Götter des Abstiegs – und wenn? Können nicht die einen, in ihrer vielleicht paradoxen Weise bewirken, was die anderen direkt erreichen?

Da fehlt dem Rudolf Steiner, offenbar, der Glaube oder – wirklich, ich will ihm den Respekt nicht schmälern – eine Zuversicht, die  den 55 Millionen Toten der Katastrophe, die zwischen seiner und unserer Existenz begraben worden sind, entspringt.
Die planetarisch  irre Situation in Libyen ist für mich   der Kampf gegen „das“ Böse, das, persönlich verkörpert, in Tripoli sitzt.  Psychologisch, menschheitlich ist die Situation irre, weil dort, im freien Libyen, Angehörige der menschlichen Spezies, denen  ich  vom Gefühl her  besonders nahe bin, die FF oder „Rebellen“ oder Tuwar in Libyen Menschen sind , die etwas monströs Gewuchertes bekämpfen müssen , um des eigenen Überlebens willen, das ihnen im Prinzip, wie jedem Menschen selber einwohnt:  Schatten der Menschnatur: von unseren Vorfahren erkannt als concupiscentia und superbia: Begierde und Eitelkeit.

Natürlich müssen sich an Orten an denen  Massen sich  zusammenballen andere und  diese sein.
Und ich denke, man muss froh sein,  wenn das „Absteigende“ so, wie im Moment, zu guter Stunde, sich zu erkennen gibt, dass das "Aufsteigende" sich, wie man heute sagt, konsolidieren kann.
Wie gesagt, in einem bleibe ich, Steiner hin Döbereiner her,  unerschütterlich: in jeder Stunde kann ein Gott mit seinem Beitrag den Olymp retten.

In diesem Sinne grüßt
Mundanomaniac


4.8. 2011 statt eines Kommentars

Hallo Mythopoet,

einen Entwurf wollte ich löschen, und den Blog habe ich gelöscht - und damit auch Deinen erklärenden Kommentar mit dem Hinweis, die Anthroposophie-Wiki-Seite zu "Gut" und "Böse" doch ganz zu lesen, was ich nun getan habe.

Aber es bleibt, wie es war, ich versage ihnen meine Achtung nicht, aber meine Seele kann mit den frühpersischen Spekulationen bzw. Benennungen (geistige Welt, ahrimanische Welt etc.) nicht wirklich etwas anfangen, sie finden bei meiner Wellenlänge keinen Widerhall. Liegt vielleicht  an meinem "realistischen" Herrscher von 1 in 1. Ich brauche Empirie und (als Krebs-Asc) Anschluß an die heimische Tradition. Beides bietet mir C.G.JUNG mit seinem Rückgriff auf  Hermetik, Gnosis Neues und Altes Testament und deren Widerhall  bei den europäischen Alchemisten.
 Bitte nimm es mir nicht übel. We are different. Und was Döbereiner angeht, bei allem Respekt vor meinem Lehrmeister, doch für eine Döbereiner-Scholastik bin ich nicht zu haben.

Aber diesen Satz,
 "sobald dasjenige, was in der geistigen Welt (-> Devachan) Dauer hat, also der Ewigkeit angehört, sich in das Zeitliche auseinanderlegt, gliedert es sich notwendig in ein Böses und ein Gutes ."
den unterschreibe ich. Er  drückt  genau das aus, was JUNG so auch sagt (sinngemäß)  - :
Sowie ein unbewusster Inhalt die Bewusstseinsschwelle überschreitet, im selben Moment zerfällt er  in seine Gegensätze ...
ich finde das Zitat im Moment nicht. Dafür aber dieses, das, indem es die Sychronizitäten anspricht, wieder sehr nahe bei unserer Astrologie ist, die ja  physische und psychische "Wirkungen" - genauer -  "Gleichzeitigkeiten", angezeigt von  Konstellationen, beobachtet:

Erst die Erklärung psychischer Erscheinungen von minimaler Helligkeit nötigt zu der Annahme, dass Archetypen einen nicht-psychischen Aspekt besitzen müssen. Anlaß zu diesem Schluß geben die Synchronizitätsphänomene, die mit der Tätigkeit unbewusster Faktoren verknüpft sind und die man bis jetzt als „Telepathie“ usw. aufgefasst respektive verworfen hat.

Die sehr verschiedenen und verwirrenden Aspekte solcher Phänomene („Hellsichtigkeit“) klären sich, soweit ich dies bis jetzt festzustellen vermochte, so gut wie restlos auf durch die Annahme eines psychisch relativen Raum-Zeit-Kontinuums. Insofern ein psychischer Inhalt die Bewusstseinsschwelle überschreitet, verschwinden dessen synchronistische Randphänomene. Raum und Zeit nehmen wieder ihren gewohnten absoluten Charakter an, und das Bewußtsein ist wieder in seiner Subjektivität isoliert. (C.G.JUNG, Ges. W. 8, S. 258)

Um die Frage: Woher das Böse? sind wir aber letztlich - in meinen Augen - bislang in allgemeinen Bögen herumgeeiert - ich denke, da ist wirklich einmal das Kneipengespräch, vielleicht aber, noch besser, der ausgedehnte Waldspaziergang angezeigt.

In diesem Sinne, oberbayerische, waldreiche Grüße

Mundanomaniac


     

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