Montag, 25. Juli 2011

Dämonen in Norwegen



Wieder, wie im letzten Jahr ist es der hohe Sommer des Jahres, in dem ein Ereignis mit unerhörter  Brutalität und völlig überraschend über  uns Menschen hereinbricht, die wir grade eingestellt sind auf kollektive Freude, Freizeit und  aufs Feiern unter freiem Himmel.
Anders, als im letzten Jahr, sind es diesmal nicht  Ignoranz, Unvermögen und Leichtsinn bei der Massenansammlung von Menschen, die sich zur Katastrophe verknoten. In diesem Jahr verknotete sich etwas in der Seele eines Menschen, womit hinter der Fassade von Routine, Organisation und Alltag niemand rechnet.
Aus der Psychologie des kollektiven Unbewussten wissen wir, dass Menschen unter Umständen unterwegs sind, wie mit Sprengstoff geladene Psychobomben. Im schlimmsten Fall sind das nicht nur individuelle Großtäter, sondern kollektive „Führer“ großer Konzerne, großer Kollektive, ja ganzer Völker, die sie sicher in den Abgrund führen. Über die Psychologie dieser Katastrophen hat C.G.JUNG 1937 in Vorträgen an der Yale Universität (Terry Lectures) folgendes ausgeführt:

„Wir sind niemals sicher davor, dass eine neue Idee nicht entweder von uns selbst oder von unserem Nachbarn Besitz ergreift. Wir wissen sowohl aus der neuen als auch aus der alten Geschichte, dass solche Ideen oft so seltsam, ja so absonderlich sind, dass die Vernunft schlecht damit übereinstimmen kann. Die mit einer solchen Idee fast stets verknüpfte Faszination erzeugt eine fanatische Besessenheit, welche ihrerseits bewirkt, dass alle Dissidenten – ganz gleich, wie wohlmeinend oder vernünftig sie seien – lebendig verbrannt oder geköpft oder durch das modernere Maschinengewehr in Massen erledigt werden. Wir können uns nicht einmal mit dem Gedanken beruhigen, dass solche Dinge einer längst vergangenen Zeit angehören. Unglücklicherweise scheinen sie nicht nur der Gegenwart anzugehören, sondern sind in besonderem Maße noch von der Zukunft zu erwarten. „Homo homini lupus“ [Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf] ist ein trauriger, aber ewig gültiger Wahrspruch. Der Mensch hat tatsächlich Grund genug, jene nicht persönlichen Kräfte zu fürchten, die im Unbewussten wohnen. Wir befinden uns in seliger Unbewusstheit über jene Kräfte, weil sie niemals oder wenigstens fast niemals in unserem persönlichen Handeln und unter gewöhnlichen Umständen in Erscheinung treten. Wenn aber andererseits Menschen sich anhäufen und einen Mob bilden, dann werden die Dynamismen des Kollektivmenschen entfesselt – Bestien oder Dämonen, welche in jedem Einzelnen schlafend liegen, bis er zur Partikel einer Masse wird. Der Mensch in der Masse sinkt unbewusst auf ein niedrigeres moralisches und intellektuelles Niveau; auf das Niveau, das immer da ist unter der Schwelle des Bewusstseins, bereit loszubrechen, sobald es durch die Bildung einer Masse unterstützt und hervorgelockt wird.“

„Die Veränderung des Charakters, welche durch den Einbruch kollektiver Kräfte zustande kommt, ist erstaunlich. Ein sanftes und vernünftiges Wesen kann in einen Tobsüchtigen oder in ein wildes Tier verwandelt werden. Man ist immer geneigt, äußeren Umständen die Schuld zu geben, aber es könnte nichts in uns explodieren, wenn es nicht vorhanden gewesen wäre. Tatsächlich leben wir beständig auf einem Vulkan, und soviel wir wissen, gibt es keine menschlichen Schutzmittel gegen einen möglichen Ausbruch, der jedermann in seiner Reichweite vernichten wird. Es ist sicherlich eine gute Sache, Vernunft und gesunden Menschverstand zu predigen, aber was wollen Sie machen, wenn Sie ein Irrenhaus oder eine kollektiv ergriffene Masse zum Zuhörer haben? Zwischen beiden ist nicht viel Unterschied, denn der Irre ebenso wie der Mob wird durch nichtpersönliche, überwältigende Kräfte bewegt.“
C.G.JUNG, Nachwort zu "Aufsätze zur Zeitgeschichte", G.W. 10, S.259 f.


Nun ist ein Täter tätig geworden, der den Rausch der Führung offenbar nicht abwarten kann.

Die interessante Beobachtung des Astrologen ist
  1. die, dass der Täter in Norwegen gehandelt hat,
  2. die, dass er an diesem Tag gehandelt hat und 
  3. zu dieser Stunde.

Denn er handelte in einem Land, das in diesem Jahr dieses Äquinoctium lebt:

Äquinoctium 20.3.2011, UTC 23:19, Oslo


Nun  ist gibt es  Täter  die sind nicht nur heimgesucht von persönlichen Opferzügen, die passen in einen kollektiven Wahnsinnsanfall.
Der aktuelle Täter aber muss in seinem „Profil“, wie  man heute sagt, die absolute Einsamkeit gleichsam eingespeist vorgefunden haben.
Dass er ein, wie auch immer, erhabener Wahnsinniger war, der an einem Freitag über neunzig Menschen geopfert hat, das liegt auf der Hand. Und dass dieser Wahnsinn, sich oder andere zu opfern, den Menschen allzeit belauert, darüber müssen Astrologen die Menschheit in der Rede vom Skorpion  belehren.

Das Ventil zur Selbst-Aufhebung, darauf hat schon Döbereiner hingewiesen, trägt jeder Einzelne in sich und mit sich - um das Überleben der Art  zu gewährleisten – so Döbereiner, und Recht hat er. Jedes Extrem hat sei Gegenextrem, um es in Schach zu halten, das lehrt uns der Tierkreis. Und ein grenzenlos egoistischer Stier fordert den  grenzenlos idealistischen Skorpion als seine Medizin heraus, oder einen durchkreuzenden grenzenlosen Löwen oder grenzenlosen Wassermann.

Beim jedem Täter kann die Darstellung der Transite auf sein Geburtshoroskop das Täterprofil erkennbar machen, kann sichtbar machen, welche kollektive unbewusste Macht in seine Psyche hereingebrochen ist.


 13.2.1979, Anders Behring Breivik
(Stand UTC 12:00)
Transit 22.7.2011

Hier ist folgendes zu bemerken:

•    Sonne, die Aktion,  nähert sich Jupiter, dem persönlichen "Trichter" Breiviks.
•    Mars, die Wut, hat mit Neptun das diffuse Allerlösende im Schicksal Breiviks passiert.
•    Saturn ist auf seinem Rückmarsch durch Waage bis dicht an Breiviks Venus herangekommen. Ein überpersönliches, richterliches Element hat sich quasi auf sein Gerechtigkeits“gen“ gesetzt. Die Tat ist kein Affekt, sondern sie spricht, Saturn, von systematischer Vorbereitung. Die  von Saturn richterlich aktivierte Herrin der Gemeinschaft, Venus,  bewegt Pluto, der in Waage steht. Pluto im Stier oder in der Waage zeigt  auf das Opfer das in der  Gemeinschaft (= Venus)  erbracht oder erzwungen wird.
•    Merkur schließlich, der als selbstherrliche Opposition aus dem Löwen mitten in Breiviks Wassermann-Arroganz hinein wirkt, er macht die beobachtete Kühle, die, ja, fast sachliche Herablassung   greifbar, mit der der Täter seine Opfer „hingerichtet“ hat.  Wassermann ist ja in uns allen die Erfahrung der Distanz, aus der heraus wir – endlich -  all die wuseligen Einzelheiten in ihrem Zusammenhang erkennen können, oder glauben erkennen zu können.
Man soll ja nie vergessen, dass der eiskalte Heinrich Himmler seine Verbrechen aus der kosmischen Distanz eines Wassermann-Aszendenten in der - eine Formulierung Döbereiners - Aufhebung bisher gültiger Maßstäbe und Grenzen   gelebt hat.
Und Uranus/Sonne/Mars/Merkur,  dieses Resonanz-Quadrat des Uranus aus  Skorpion zu Wassermann,  zeigt eben diese ideelle Kälte und Distanz des überpersönlichen Uranus, die in die Psyche diesen norwegischen Menschen eingebrochen ist.
Uranus hebt Sonne, das Leben auf, so wie es der Wassermann eben mit seinem Gegenüber Löwe – und umgekehrt - zu tun hat. Die Zeichen sind einander als Gegenüber Begrenzung und Bedingung.

Aber in Fällen von Extremen … Sonne in Wassermann, Sonne in Resonanz zu Uranus, Sonne in Resonanz zum planend vorsorgenden Merkur, Sonne in Resonanz zum zornig zündenden Mars … das sind die Extrakte, die in diesem          Charakter zusammengerührt sind in der Opfersuppe des Pluto, denn Uranus, Herr und Herausforderer all dieser Potenz steht im Pluto-Zeichen Skorpion … und, wo seine Zeit gekommen ist, muss er parieren, so wie dieses Jahr es will. Zum Jahresanfang zur Zeit des Äquinoctiums schrieb Mundanomaniac:

"Ein weiteres Gerichtsjahr: der Opferer = Pluto - im – Steinbock = Gericht der Toten und Ungeborenen gemeinsam mit den lebenden Opferern im Angesicht des Allerbarmers.

Kommentar
"Steinbock“, Gericht,  ist immer die Trennung von allem, was der menschlichen Bestimmung widerspricht. Pluto am Gericht ruft den ewigen Anteil der Toten und Ungeborenen am Hiersein auf - für die Gewesenen und die Noch- nicht- Geborenen."

Was für die Hiesigen keine Freude ist, denn sie, also wir, haben den Anteil der Toten und der Ungeborenen am Hiersein  überwiegend nicht auf der Rechnung. Und wenn, so stellt Mundanomaniac es sich vor,  die Schulden der Hiesigen beim Skorpion, also bei unseren eigenen Vorfahren und Nachkommen zu groß werden, dann macht das gewisse extreme Naturen extrem unruhig, so dass sie schließlich zu Tätern werden müssen.

Wie sehr dieses extreme Müssen aus psychischen Tiefen exakt gesteuert ist, das macht grade dieses norwegische Beispiel wieder deutlich:
Das Land lebt in diesem Jahr den Skorpion-Aszendenten. Es hat zum Frühlingsbeginn, wie gesehen, folgendes Horoskop:

Äquinoctium, 20.3.2011, UTC 23:19 Oslo

Also, alle Norweger zusammen mit Breivik,  sind 2011/12  im Zeichen Skorpions gefordert, irgendwie persönliches Leben herzugeben damit das Überpersönliche des Menschen, sein Gliedsein in der Kette der Generationen, weiterhin gewährleistet ist.
Wie man in der Zeichnung sieht, sind seit 21. Juni Neptun und Merkur Herrscher dieses Zeitabschnittes. Neptun, die Auflösung, vollzieht sich im Wassermann- Haus der unerwarteten Aufhebung des Daseins.
Merkur aber löst in Resonanz Jupiter/Saturn/Mond/Pluto aus, wobei Pluto ein Opfer im zweiten Haus = der Gemeinschaft, fordert.
Und nun kommt es. Wie sehr Breivik in die unheimliche Präzision des Unbewussten eingeklinkt war, die astrologische Beobachter bekommen es immer wieder zu sehen,  zeigt der Zeitpunkt seines Aktiv-Werdens  auf der Insel:


22.7.2011, UTC 14:50, Utøya
          
Dieser Mensch, das zeigt die Präzision in der seine mörderische Ergriffenheit mit dem kollektiven Horoskop der Norweger des Jahres 2011/12  korrespondiert, dieser Mensch hat keine ausreichende Identität als Einzelner, mit der er dem Einbruch von kollektiven Archetypen in seine Psyche gewachsen wäre. Der Aszendent seiner Tat ist nahezu auf die Minute der Aszendent des Horoskops der Norweger in diesem Jahr.
Er ist daher natürlich ein Symptom, wie ein Vulkan ein Symptom ist, ein Symptom dafür, dass die Unterströmungen des Lebens ihre Austrittsöffnungen haben und brauchen, an denen Dämonen wohnen.
Wir, die wir nicht im dämonischen Glanz der Täterschaft erscheinen, wir  sind dafür zuständig, dass Konstellationen, wie die vom 22. 7.2011 im Experiment Gottes auch ein Ort in der Zeit sein können, welcher der Bescheidung, der Weisheit und der Ordnung gehört, an denen statt der Katastrophe die Freiwilligkeit für die Einhaltung der Maße der Schöpfung Sorge trägt.

Gespeichert: 25.7.2011, UTC 0:49, gepostet: UTC 1:19.

1 Kommentar:

  1. Lieber Mundanomaniac,

    Deine so klare und mit Ruhe vorgetragene Sichtweise hilft,
    die aufwallenden Gefühle wieder zu ordnen in ahnende
    Gedanken größerer Zusammenhänge.




    "Nach der urpersischen Anschauung ist das Gute und Böse hervorgegangen aus Zaruana Akarana, der unerschaffenen Zeit. Sobald dasjenige, was in der geistigen Welt (-> Devachan) Dauer hat, also der Ewigkeit angehört, sich in das Zeitliche auseinanderlegt, gliedert es sich notwendig in ein Böses und ein Gutes. Das Gewordene, das in seiner Form erstarrt und dann nur mehr der Verwesung, dem Verfall anheimfällt, wird zum Bösen, während das Gute ein Werdendes ist, das sich noch etwas von der ursprünglichen Schöpferkraft bewahrt hat. Durch den Fall des Ewigen in die Zeitlichkeit gliedern sich die Tierkreiswesenheiten in zwei Sphären: in die 7 vom Widder an aufsteigenden Tages-Tierkreiszeichen, die das Gute repräsentieren, und in die vom Skorpion an absteigenden 5 Nacht-Tierkreiszeichen, die mit den Kräften des Bösen verwandt sind. Für den Urperser war der Gegensatz des Guten zum Bösen noch keine moralische Frage, sondern eine des Wechselspiels kosmischer Kräfte. Erst im Hebräertum entwickelte sich der Begriff der menschlichen Schuld."
    (http://wiki.anthroposophie.net/Das_B%C3%B6se)

    Es bleibt die Bitterkeit,
    daß Wir in der Gesamtheit
    diesem Einzelnen seinen
    Platz in der Welt nicht
    verschaffen konnten..


    ***
    Beste Grüße
    Mythopoet

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