Donnerstag, 28. August 2008

Die Revolution der Hauptleute

Ein Blick in die Geschichte der „Nelkenrevolution“ macht deutlich, dass der „25.April 1974“ einen langen Vorlauf hatte. Er erklärt, warum es grade die Streitkräfte waren, die zum Auslöser des Aufstandes wurden. Die Verzweiflung über die nicht zu gewinnenden Kriege gegen die Aufstandsbewegungen in den Kolonien wurde zur Mutter der Rebellion.
In der Bewegung der Streitkräfte, der MFA, sammelten sich Anfang 1970 junge Hauptleute. So muss in der himmlischen Parallele die Unterminierung der alten Ordnung deutlich erkennbar sein. Da das Element der Verschwörung hier die Hauptrolle spielt – die breite Volksbewegung entstand erst nach dem 25. April – darum ist besonderes Augenmerk auf Pluto zu richten.
Der Charakter Plutos fällt zusammen mit dem Charakter, des Zeichens, das er beherrscht, den Skorpion. In Anlehnung an eine Äußerung C.G.Jungs über das Wesen des mann-/weiblichen Archetypus, verstehe ich grundsätzlich das Tierkreiszeichen als matrix (lt. Mutter), also weiblich und den Planeten als dynamis (gr. Kraft) der gleichen Zeitqualität. Die einander gegenüberliegenden Zeichen bilden dabei Gegensatzpaare, in denen es um das Gleiche in komplementärer Ergänzung geht.
Das Gegensatzpaar Stier/Skorpion ist also in dieser Betrachtung Matrix des Gleichen, nämlich eines Zusammenschlusses, einer Vergemeinschaftung. Im Stier geht es aber um die rein materielle Sammlung zur Herde. Die Herde dient der Sicherung des materiellen Bestandes der Einzelwesen. Beginnend mit der Abgrenzung reagierender chemischer Potenzen als Zelle entwickelt sich das Prinzip des Zusammenschlusses bis hin zur sozialen Herde. Im Skorpion geht es ebenfalls um Sammlung, allerdings hier in der Bindung an eine Idee, ein geistiges Prinzip oder Leitbild. So Stier = die Herde, Skorpion = der Orden.
Es müsste in der Bewegung des Pluto am Himmel der frühen siebziger Jahre eine Beziehung zu Mars = Streitkräfte und zu Uranus = Befreiung zu erkennen sein, vielleicht auch zu Neptun = Auflösung und Neuanfang. Dabei scheidet Mars aufgrund seiner raschen Bewegung als Anzeiger einer allmählichen Entwicklung aus – es sei denn, er bewegte sich durch die Matrix des Widders, was aber nicht der Fall war.
Nehmen wir irgendein Horoskop des Jahres 1969:





















15.8.1969, Bethel NY, „Woodstock – Festival“

Pluto befindet sich Ende der sechziger Jahre Ende Jungfrau. Uranus hat ihn überholt und ihre lange Konjunktion hat die Revolution der „68er“ begleitet. Uranus entfernt sich rasch von Pluto. Mithin: keine gemeinsame Konstellation. Dasselbe gilt für Neptun Ende Skorpion. Er verlässt schon 1970 den Skorpion und kommt daher auch für den Aufbau einer auflösenden Potenz des Pluto nicht in Betracht. Von einer direkten Hauptkonstellation mit Pluto (=Konjunktion/Opposition/Quadrat) kann ebenfalls keine Rede sein.
Also kann aus den Konstellationen der laufenden Planeten nicht auf eine Verschwörung von Militärs zur Überwindung eines autoritären politischen Systems geschlossen werden.
Was aber dann?
Seit der persischen Weltastrologie des achten und neunten Jahrhunderts ist die Deutung der Großen Konjunktionen, das ist der Konjunktionen von Saturn und Jupiter, die sich alle zwanzig Jahre ereignen, in Übung. Astrologen wie Messahala, Al Kindi, Al Biruni, Abu Ma’shar und viele andere leiteten kollektive Vorgänge, die Schicksale von Dynastien und Kulturen aus diesen Konstellationen ab.
In seinem Kitab Al-Milal Wa-D-Duwal (Das Buch von den Religionen und Dynastien – Über die Großen Konjunktioneren)[1]zählt Abu Ma’shar, die Dingen auf, „von denen fortgeschrittenes Wissen über die allgemeinen Vorgänge abzuleiten und besondere Beispiele für künftige Zeiten zu gewinnen sind“. An zweiter Stelle nennt er die

„Positionen der Himmelskörper im Horoskop der Äquinoctien in jenen Jahren, in welchen [die Konjunktion der zwei obersten Planeten] sich ereignet wo sie sich von einer Triplizität zu einer anderen verlagert …“[2]


Den hier angegebenen Fall nennen wir Königskonjunktion und die Königskonjunktionen der vier Elemente fassen wir als Matrix auf, die den zwölf Tierkreiszeichen ihre für rund 800 Jahre gültigen Unterverzeichnisse zuteilen.


Prüfen wir, ob der Charakter des Pluto Anfang der siebziger Jahre durch eines dieser Unterverzeichnisse modifiziert ist:













Bewegung Pluto von 1970 – 1973: links Frühling, rechts
Herbst

Hier haben genau das, wonach wir suchen: am Himmel die Parallele dessen, was sich auf der Erde als Prozess abgespielt hat: die Annäherung des Pluto an den Uranus der Königskonjunktion Erde von 1802 auf 3,2° Waage und an den Mars der Königskonjunktion im Feuerelement von 1603 auf 4,1° Waage.
Hier sind sie zusammen, Soldaten und die Revolution. Hier ist sie, die Revolution des irdisch Realen im Sinne von Stier = Gemeinschaft, Jungfrau = Wirtschaft und Steinbock = Staat. Und hier ist der rote Mars, die Neugeburt der Streitmacht.
Und was bedeutet als Rahmen der Eintritt in die Waage? Waage ist das siebte Zeichen des Tierkreises. Der Eintritt der Planeten aus Jungfrau in die Waage bedeutet Eintritt in die obere, die Himmelshälfte des Tierkreises. In umgekehrter Richtung erfolgt im Weg des Lichts, dem Tagesbogen der Sonne, die Wanderung durch das siebte Himmelshaus: die (Doppel-) Stunde vor Sonnenuntergang.


Die alten Ägypter, die das Zeichen der Waage in den Tierkreis eingefügt haben, verehrten diese als Symbol des Sonnenunterganges, das will heißen des Totengerichts. Die Totenwaage richtet den gestorbenen Menschen, in dem der Richter, der hundsköpfige Anubis sein Herz auf die eine und die Feder der Maat, der Göttin der Gerechtigkeit und universellen Ordnung auf die andere Waagschale legt. Das Urteil entschied über Leben im Jenseits oder endgültigen Untergang.





Das Gleichnis der Sonne – astrologisch: des Herzens - die im 12. Himmelshaus der Fische aufgeht und im 7. Himmelshaus der Waage untergeht, ist das Gleichnis des Lebensgeistes, das heißt des Geistes der Güte, des Gebens, der Verschwendung. Geiz, Gier, Missgunst, Sorge – diese Un - Geister sind es, die dem Herzen die steinerne Schwere mitteilen, die im Universum nicht gewollt ist – die, wie alle Religionen versichern, den sicheren Weg in den Untergang weist.
So ist der Himmelsort der Waage in der Tierkreisfolge passenderweise ein Ort des leichten Elements, ein Luft-Ort.
Soviel zu dem Geist, welcher den mütterlichen „Boden“ abgab für die befreiende Verschwörung der Offiziere im vorrevolutionären Portugal im Zeichen des erdfarbenen Uranus und des roten Mars.
Die Gesamtkonstellation des 25. April in der Matrix der Königskonjunktionen zeigt nun dieses scharfe Quadrat des inspirierten Pluto zur Mars/Saturn - Konjunktion Anfang Krebs.



Zusammenstehend zeigen Mars und Saturn an: es bleibt alles, wie es ist und wem das nicht passt, der bekommt Prügel. Dagegen Mars und Uranus: es ändert sich alles und wem das nicht passt …usw.
Und Krebs, der Boden für Mars/Saturn? Immer geht es bei Krebs um das Innere, um das intime Milieu, um Gefühlswelten. Hier sind es die Interessen der Gesamtheit der traditionell herrschenden Familien mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Gewaltmonopol des Staates, welche von den aufständischen Militärs durchkreuzt (= Quadrat) werden. Die Schwäche der alten Familienwelten ist bemerkenswert.
Das gilt sowohl im realen: der Umsturz verlief fast unblutig, lediglich bei der Besetzung der Zentrale des Geheimdienstes gab es, als dieser in die Menge schoss, einige Tote unter den Demonstranten; der neuen Inhaber der Macht aber schützten das bettelarme Volk, als es nun begann in einer unaufhörliche Folge von Betriebs- und Landbesetzungen den alten Familien ihren Besitz streitig zu machen.
Das gilt aber auch am Himmel: Krebs – Herrscher Mond in den Zwillingen muss sich eine Lage gefallen lassen, in der sein Herrscher Merkur (= öffentliche Meinung) im Widder von der Schwäche des Mars der alten Gewalten betroffen und zugleich von den Resonanzen des Uranus erfüllt ist. Dieser wiederum steht im Maximum der Quadratresonanz zur Sonne der Königskonjunktion Erde (= 24,6° Krebs).



Zum anderen ist Mond selber von der Resonanz des Neptun betroffen, eines Neptun, der entsprechend seinem Zeichen Fische, die Auflösung eines alten und den Aufgang eines neuen Geistes signalisiert und dieses im Schützen, dem Zeichen, in welchem sich die Fügungsmacht innerhalb einer Gesellschaft darstellt, wobei Jupiter in den Fischen, ebenfalls in Resonanz zu Mond ebenfalls die Auflösung des alten und den Aufgang des neuen Geistes signalisiert.



Schließlich stellt sich die Frage: warum in Portugal? Diese Frage erscheint, betrachtet man den Strom der realen Ereignisse, als absurd: „Nirgendwo anders auf der Welt hätte dieses geschehen können angesichts der vorliegenden Bedingungen…“ lässt sich leicht sagen, hinterher.
Aber am Himmel galt diese Annäherung des Pluto an Uranus und Mars der Erd- und Feuerkonjunktion und damit ein Geschehen im Sinne einer Erdrevolution unter Einbeziehung einer Erneuerung der Streitkräfte auf der ganzen nördlichen Halbkugel der Erde.
In dieser Frage, nämlich in der Zuteilung der planetarischen Potenzen zu je einer Gleichung von Ort und Stunde entscheiden zwei andere Arten von Horoskop:
1. Für einen Zeitraum von jeweils sieben Jahren die sog. Septare, das sind Siebenjahresschwingungen der Solare (= Geburtstage) der Königskonjunktionen für jeweilige Orte.
2. Für den Zeitraum von jeweils einem Jahr die Äquinoctien, also die Horoskope, die auf jeweilige Orte errichtet werden zur Frühlings –Tagundnachtgleiche am 20. bzw. 21. März jeden Jahres. Es sind die Geburtshoroskope eines jeden Jahres, beginnend zum Sonnenstand bei Tierkreisbeginn auf 0° Widder.
Die Analyse dieser Horoskope soll uns im folgenden Beitrag beschäftigen.

[1] Hrg. u. übers. Von Keiji Yamamoto und Ch. Burnett, Leiden 1999.
[2] S. 13. Unter Triplizität sind die jeweils drei Zeichen eines Elements zu verstehen, die voneinander im Abstand von 240° entfernt sind. Weil die Großen Konjunktionen sich alle 20 Jahre um einen Schritt von knapp3° vorwärts bewegen, ereignen sie sich in Serien, nämlich ca. zehnmal, in den Zeichen des gleichen Elements (=Triplizität) bevor sie dann in ein neues Element wechseln: dieses ist der Schritt, den ich „Königskonjunktion nenne.

Gespeichert: 26.8.UTC 15:14, gepostet 28.8.UTC 16:01.



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