Samstag, 14. Februar 2009

Welthoroskope? (Antwort an die Leserin Nicola)


2009 2 13
D a s Welthoroskop gibt es nicht, es sei denn man betrachte den jeweiligen Stand der Lichter und Planeten als das l a u f e n d e Welthoroskop. Dem hätte ich lediglich zuzusetzen, dass zu jeder Zeit die beiden Halbkugeln der Erde faktisch ihren eigenen Kalender erleben.
Frühlingsbeginn = Sonne auf 0° Widder ist bei uns am 20./21. März. In „down under“ aber ist Frühling am 22./23. September. Daraus folgt: solange die Südler unserem Kalender folgen (North rules), sind alle astrologischen Aussagen auf der Südhalbkugel sinnlos.
Den wahren Verhältnissen auf der Südhalbkugel zu folgen bedeutet: alle Lichter und Planeten haben in Südhoroskopen einen um 180° verschobenen Standort im Tierkreis. Nur so bleibt z. B. Steinbock = Winter, usw. Saturn ist bei des „Aussies“ folglich derzeit in den Fischen und nicht in der Jungfrau.
Ich würde aber die Bezeichnung „Welthoroskop“ in diesem Zusammenhang überhaupt vermeiden und stattdessen jeweils vom Tageshoroskop sprechen.
Vom Jahreshoroskop spreche ich, wenn es
· um das natürliche Jahreshoroskop geht, welches auf den Frühlingsbegin, Sonne = 0° Widder, errichtet wird
· um das künstliche Jahreshoroskop geht, das am 1. Januar, 0:00 Uhr beginnt.
Wenn ich von Welthoroskopen spreche, so will ich bestimmte, in großen Zeitabständen sich ereignende Konstellationsbilder bezeichnen, die sich als aussagekräftig erwiesen haben. Es sind die in der persisch/arabischen Mundanastrologie spätestens seit dem 8. Jahrhundert beobachteten und beschriebenen „Königskonjunktionen“ in den Tierkreiszeichen der vier Elemente.
Was sind Königskonjunktionen? Antwort: es sind „Große Konjunktionen“ von Saturn und Jupiter, die sich alle 20 Jahre ereignen. Von diesen aber sind es aber besondere, nämlich diejenigen, die sich im Schnitt etwa alle 800 Jahre einmal ereignen und die auch „Mutationskonjunktionen“ (Rüdiger Plantiko) genannt werden.
Der Astrologe und Mathematiker Rüdiger Plantiko beschreibt sie so:
Wie lange dauert es von einer Jupiter-Konjunktion bis zur nächsten? Jupiter legt im Jahr rund 30° im Tierkreis zurück - Saturn rund 12°. Die Differenz Jupiter-Saturn vergrößert sich also pro Jahr um 30°-12°=18°. Es dauert daher 20 Jahre bis der Abstand Jupiters zu Saturn auf 360° angewachsen ist, was bedeutet, daß Jupiter alle 20 Jahre eine Konjunktion mit Saturn bildet. Der Konjunktionsort hat sich dabei um 240°, das heißt um 8 Tierkreiszeichen weiterbewegt.
Wären dies die exakten Werte, so würden aufeinanderfolgende Konjunktionsorte ein geschlossenes Trigon am Himmel beschreiben, das sie entgegen der Zeichenfolge ad infinitum durchlaufen. Unsere Werte waren jedoch nur Näherungswerte. Legt man die korrekten mittleren tropischen Umlaufzeiten von Jupiter und Saturn zugrunde, so dauert es nur 19.86 Jahre von einer Konjunktion bis zur nächsten. Die Folge ist, daß sich zwar die Konjunktionsorte in rückwärtiger Richtung durch die Zeichen der Trigone bewegen - gleichzeitig gibt es aber eine kleine Vorwärtsbewegung von 2° 58' 52". Diese kleine Vorwärtsbewegung führt im Laufe der Zeit den Elementwechsel herbei: Nach rund 10 Konjunktionen oder 200 Jahren ist der Wert auf 30° angewachsen, so dass der Konjunktionsort ins nächste Element hinüberwandert. Die erste Konjunktion im neuen Element wird Mutationskonjunktion oder coniunctio media genannt.
Warum nenne ich diese Mutationskonjunktion „Königskonjunktion“? Ich habe diese Bezeichnung in der Astrologie bei Wolfgang Döbereiner kennengelernt. Als Krebsaszendent, der ich bin, war mir dieser märchenhafte Name natürlich willkommen.
Später erfuhr ich aus arabischen Quellen, dass Saturn von den alten persischen Meistern der Mundanastrologie als das Symbol des Allerhaltbarsten betrachtet wurde, was meinem Gefühl seit langen entsprach:
Bezogen auf den höchsten Planeten in der größten Entfernung zur Welt der Auf- und Untergänge, das heißt, auf Saturn, sind die Hinweise auf die Gegenstände des Anfangs, wie Religionen und Dynastien und was sonst noch lange Zeiten überdauert …
Den Jupiter betrachtete ich seit langen neben „Vater“ Saturn als „Sohn“. Abu Ma’shar:
Bezogen auf den nächstfolgenden Planeten in der Ordnung, den Jupiter, sind die Hinweise für Gesetze und dergleichen, die wiederum die Höhepunkte der Vollendung sind …
(Abu Ma’shar (787 – 886), Das Buch der Religionen und Dynastien, transl. Yamamoto & Burnett, Leiden 2000, S. 7)

Saturn also Anfang, Jupiter Höhepunkt von Religion und Dynastie.[1]
Das will gedanklich übersetzt werden in die Gegenwart …
In Ansehung des Welthoroskops jedenfalls haben wir es jederzeit mit vier aktuellen Welthoroskopen zu tun, nämlich den jeweils jüngsten Königskonjunktionen in den „Triplizitäten“ (der trigonalen Anordnung der Zeichen) der vier Elemente. Diese ereigneten sich für die Nordhalbkugel am:
· 17.7.1802 für Erde
(Auf der Südhalbkugel ereigneten sich die jüngsten Königskonjunktionen zu den gleichen Terminen, aber in jeweils dem gegenüberliegenden Zeichen/Element.)
Diese vier Welthoroskope sind „Geburtshoroskope“ für die Elementcharaktere, oder Charakterelemente, wie sie an die 800 Jahre alt werden und - und allen Naturerscheinungen in der sublunaren Welt „von Aufgängen und Untergängen“ als Archetypen innewohnen – und wir alle, von der Erdkruste mit ihren Vulkanen über Meere und Winde bis hin zu Bach, Einstein und Joe den Plumber vollziehen mit ihnen den Wandel des kollektiven Charakters von der Kindheit einer Zeit zur Reife und zum Alter.
Die Elemente sind nach Maßgabe des Tierkreises jeweils in drei Stockwerken oder Schichten aggregiert, nämlich von oben nach unten als:
· Geist - oben
· Seele - Mitte
· Körper - unten
Dadurch entsteht die bekannte Matrix:
Element: Feuer Erde Luft Wasser
Schütze
Steinbock
Wassermann
Fische
Löwe
Jungfrau
Waage
Skorpion
Widder
Stier
Zwillinge
Krebs
Königskonjunktion 1603 1802 1980 1305
Entgegen Rüdiger Plantiko, s.o. bin ich nicht der Meinung, dass allein jeweils die jüngste Königskonjunktion herrscht und als quasi Welthoroskop den Zeitcharakter bestimmt, sondern für mich herrschen in meiner Hypothese immer alle vier jüngsten Königskonjunktionen und dieses über ihre drei Etagen in der Welt:
Feuergeist Erdgeist Luftgeist Wassergeist
Feuerseele Erdseele Luftseele Wasserseele
Feuerleib Erdkörper Luftkörper Wasserleib
Danach könnte man sagen: der Weltcharakter des Feuerelements ist im 406ten Jahr derzeit „in den besten Jahren“; das Erdelement ist im 207ten Jahr und sollte aus den Flegeljahren heraus sein; das Luftelement ist im 29. Jahr ein Kleinkind unter den Elementen und das Wasserelement im 703ten Jahr dürfen wir einem Menschencharakter vergleichen der in den Siebzigern steht und dem Rat der Alten angehören sollte.
· Als Welthoroskope sind die vier in meiner Betrachtung quasi lebende „Individuen“ von langer Lebensdauer, die uns unbewusst in bestimmte grundsätzliche Lagen versetzen;
· ihre Konstellationen gleichen „ortsfesten“ Sendern die unser Unbewusstes mit steuernden „Resonanzen“ anfunken;
· Die Transite der laufenden Lichter und Planeten über diese Resonanzen sind als Konjunktion/Opposition/Quadrat messbar, beobachtbar, deutbar. Andere Resonanzwinkel sind auch möglich. Ich aber beschränke mich, weniger ist mehr, auf die vier Hauptkonstellationen.
Schließlich sind als Welthoroskope auch die Solare auf die Königskonjunktionen zu betrachten. Solare einer Königskonjunktion sind die alljährlichen Geburtstags-Horoskope  der Elemente auf den Moment, wenn die Sonne wieder exakt über den Moment/Grad der Königskonjunktion wandert.
In rhythmischer Vergrößerung als Septare (Solarjahr = 7 Jahre) liefern sie das Schrittmaß der großen Wellen der Königskonjunktionen durch die Zeit. In diesen Siebenjahresstiefeln marschieren sie an die Ufer des Geschehenshorizonts, wie, Küstenbewohner wissen das, am Strand jede siebte Welle eine große ist.
(Die Rhythmenlehre von W. Döbereiner lehrt, dass neben der siebenfachen Vergrößerung auch die anderen Zahlen bis 13 (außer 1, 2 und 12 für inhaltliche Zusammenhänge zuständig sind, aber die 7 steht als „Knotenzahl“ für Wellen, Wochen, vielleicht auch Wehen, besonders da.)
Kommen wir nun zur Anwendung.
Im letzten Beitrag brachte ich drei Beispiele für das aktuelle Septar der Königskonjunktion Erde. Für politisch/ökonomische Zusammenhänge habe ich bislang das Verständnis, dass das Erdelement die „harten Fakten“ präsentiert. Für die gefühlten Resonanzen nehme ich das Wasserelement. Für die gedanklichen Resonanzen erscheint mir das Luftelement passend, und die Dynamik von blindem Trieb, von leidenschaftlicher Emotion und dem Licht vereinigender Einsicht geht in meiner Betrachtung vom Feuerelement aus. (Diese Maximen der Betrachtungen sind erste Hypothesen, das wiederentdeckte Werkzeug ist noch ganz neu und kaum benutzt).
Für die Betrachtung der wirtschaftlichen Verschuldungskatastrophe, in der wir uns befinden, ist es zunächst grundlegend, das Horoskop der Königskonjunktion Erde zu betrachten in Hinblick auf den Grundtrend dieser 800 Jahre:


17.7.1802, UTC 22 : 48 : 27 Königskonjunktion Erdelement

Für die Frage von Schulden ist grundlegend, dass jede Schuld nur entsteht, weil ein Bedarf aus dem Vorhandenen nicht gedeckt werden kann. Deshalb erfolgt ein Zugriff auf Mittel, die dem künftigen Bedarf zustehen.Ein Ausgleich ist nur möglich, wenn es gelingt, den Zufluss an Mitteln zu steigern. Gelingt das nicht, kann die Schuld nicht getilgt werden, Folge: Verarmung in der Zukunft
Die verfügbaren Mittel sind astrologisch eindeutig erfassbar in den Umständen des Planeten Venus als Herrscherin des Stiers.
Das Horoskop vom 17.7.1802 zeigt nun die Venus, und mit ihr die Lage der Vorräte = Sicherheiten. Venus steht im Löwen. Löwe ist die Verausgabung, die Investition, das Spiel mit Risiko.
Das Königshoroskop Erdelement zeigt also eine säkulare, über Jahrhunderte wirkende Leidenschaft wirksam, die Reserven zu riskieren, eine Spielleidenschaft, wie sie dem Löwen eigen ist und in der Regel und auf die Länge zum Ruin des Spielers führt.
Das ist eine erschreckende Lage. Und sie ist umso erschreckender, als sie unbewusst und reines Naturgeschehen ist. Allein ein Bewusstsein darüber und ein Gegensteuern gegen den unbewussten Trend aus dem Bewusstsein heraus, kann uns retten. Das Erdhoroskop mit diesem Trend hat ja noch 568 Jahre vor sich.
Wie bei Küstenbewohnern, die erkannt haben, dass der Meeresspiegel steigen wird, hängt unser Überleben davon ab, dass wir gegen den Naturtrend künstliche Dämme des Bewusstseins errichten.
Dass zeigt auch, dass verantwortungsvolle Weltastrologie ein überlebensnotwendiges Werkzeug des Bewusstseins werden muss.

30. Septar Königskonjunktion Erde, 17.7.1831
auf New York für 2005 - 2012
Das obige Septar zeigt, in seiner grünen Markierung erkennbar, die derzeit wirksame Opposition von Sonne/Merkur und Neptun. Das zeigt Ereignisse an, die alles andere als alltäglich sind. Wenn Neptun als letztes Zeichen immer Auflösung anzeigt und als erstes Zeichen (in der Laufrichtung der Sonne) immer kindliche Unschuld und Neubeginn, so ist Neptuns Wirkung immer der Untergang, die Löschung eines bestehenden Komplexes. Wie im letzten Beitrag dargestellt, handelt es sich bei der Sonne um die Angelegenheiten des Löwen, kurz gesagt: das Risiko-Kapital, welches, weil die Sonne im Krebs steht, das Eige ntum von Privaten/Familien ist. Mit dem Vermögen des Löwen ist, wie oben gezeigt, säkular das Schicksal der Reserven gekoppelt, die -Venus im Erdhoroskop von 1802 - als „Sicherheiten“ im Löwenrisiko auf 26° Löwe stehen.
Die tiefgreifende Tragweite der Bereinigung wird aber aus folgendem sichtbar: Neptun zieht seinen Kreis in 164 Jahren um die Sonne. Er durchläuft in ca. 14 Jahren ein Zeichen. Zur Zeit der Königskonjunktion stand er auf 18,9° Skorpion.
Weil nun in der Vergrößerung X 7 für das laufende Septar der Geburtstag der Königskonjunktion von 1831 zugrundeliegt, darum hat der Neptun in der Zeit von 1802 – 1831 = 29 Jahre eine (siebenfache) Septarstrecke von 203 Jahren zurückgelegt, so dass das laufende Septar von 2005-2012 gilt. Das bedeutet, bei etwa 14 Jahren pro Zeichen, dass Neptun in diesem Erd-Welthoroskop von 207 Jahren noch nie eine Bereinigung der Sonne hervorgerufen hat oder anders gesagt, dass Neptun derzeit die Abweichungen von 207 Jahren zu bereinigen hat.
Das bedeutet zugleich, dass die nächste Bereinigung die Sonne erst, (mit Neptun im Quadrat auf 24,5° Widder nach 40 Jahren, X 7 im Septar) in 280 Jahren erreicht.
Also ist diese Krise eine Riesenwelle, wie sie nur alle 280 Jahre sich auftürmt. Ich denke es ist gut, das zu wissen und sich darauf einzustellen, dass nicht weniger als ein vollkommener Neuanfang uns aufgegeben ist.



[1] Abu Ma’shar gibt auch an, welcher Planet auf das Ende hinweist:
Bezogen auf den dritten Planeten dieser Ordnung, d. h. den Mars sind die Hinweise auf Kriege, Streitigkeiten und dergleichen, indem sie, wie je, auf den Abstieg zum schließlichen Ende der Dinge hindeuten, denn das Ende von Dingen zeigt Zerstörung ihrer ordnungsgemäßen Anordnung nach ihrer Vollendung und die Fäulnis ihrer Stetigkeit.
Wenn dies Dinge geschehen, werden Zerstörung sein an den Grenzen, Streitigkeiten und Aufstände die den Krieg herbeirufen … (S. 7f.)

Gespeichert 14.2.2009, UTC 16:16, gepostet:17:00.

1 Kommentar:

  1. Lieber mundanomaniac, haben Sie vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.
    Zum ersten Mal habe ich auch erwähnt gelesen, dass "unsere" Astrologie in Australien gar nicht angewendet werden kann. Das war auch meine Idee und ich wundere mich schon seit meiner Ausbildung darüber, dass sich dafür sonst kaum jemand interessiert.
    Also vielen Dank nochmal, ich bleibe weiterhin treue Leserin!

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