Montag, 26. Juli 2010

Tod in Duisburg

26.7. - 2.8. 2010
unter dem Nördlichen Tierkreis
und unter den Nördlichen Königskonjunktionen
der vier Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser
aus den Jahren 1603, 1802, 1980 und 1305

( Anklicken vergrößert)




Ich hatte das Glück, dass ich, als meine Klassenkameraden längst in Büros und Ingenieursschulen dem Ernst des Lebens oblagen, eine Pädagogische Hochschule besuchen durfte und dass ich an Wochenenden und in den Semesterferien im kleinen Pulk in Parks auf dem Rasen oder auf Bänken  sitzen konnte und den zwei Gitarrenspielern in der Schüler-Clique, mal dem einen, mal dem anderen,  zuhören und mit ihnen und den anderen einstimmen konnte in Lieder von Donovan, Simon und Garfunkel, den Stones, Beatles und Joan Baez, von Bob Dylan gar nicht zu reden. Später, Ende  der sechziger Jahre kamen noch einmal andere Lieder hinzu: „Spaniens Himmel breitet seine Sterne …“

Wir hatten uns aus dem unendlichen Kosmos der Musik ein Stück Heimat unter freiem Himmel herausgeschnitten. Heute nach vierzig und mehr Jahren, sitzen manche von uns noch zu Anlässen zusammen.

Als wir am Ende der Sechziger uns zusammengetan, ein leer stehendes Kino gemietet und ein - tja „wie nannten wie es“ denn? – ein „Jugendcenter“ gegründet hatten, da bekamen wir mit einer anderen Seite der Musik zu tun. Einige waren dabei,  quasi eine Parallel-Clique, die hatten Kontakte zum Kiez und zur Szene. Nicht nur, dass sie dieser halb mit einigen künftigen Stars verkehrten, sie schafften auch in unser unschuldiges Vorort - Kino hin und wieder Life-Konzerte von internationalen Stars  mittlerer Bekanntheit  und mobilisierten ein paar Mal ein volles Haus.
Und einmal mieteten sie die benachbarte Springreit-Arena und veranstalteten dort das erste Open Air. Das war im selben Jahr wie die ersten großen Konzerte in Amerika: Monterey und Woodstock.

Und hier erlebte ich es und es hat mir fast schon beim ersten Mal gereicht: ein Haufen Leute, brüllend lauter „Sound“, Anonymität, abgesehen von unserem kleinen Familienpicknic, Hitze, Staub und Coca Cola, na, schon auch Bier, Rauchwaren … es war in einer Art nicht schlecht, schon außergewöhnlich,  aber, letztlich konnten wir nur eines tun: unbekannten Stars unten auf einer Bühne weit vor uns einen Nachmittag lang zuhören, verurteilt zum dröhnenden Dauerkonsum. Das kleine Open Air damals 1969 war noch keine richtige Massenveranstaltung. Die kamen erst, und dann in dichter Folge nach.

Wer aber im Park oder am Feuer oder auf einer Bank in kleiner Runde selbst gespielten Liedern zugehört und mitgesungen hat, was man gemeinsam gerne hören und singen wollte – ich bin sicher,  solche Glückskinder welcher  Jahrgänge auch immer,  findet man auf keiner Love-Parade …
(Noch einmal etwas anderes, ich weiß, ich widerspreche mir da,  ist das  Einzel-Ausnahme-Konzert. Mein Jimi Hendrix Konzert am 17.Januar 1969 in der Frankfurter Jahrhunderthalle ist mit nichts zu vergleichen, was ich sonst erlebt habe. Aber das war ein unwiederholbares  kleines Zeitfenster.)

Nun also, langer Rede Sinn: wer das Intime  und Lokale gefeiert hat unter den Sternen des Sommers, was kann dem die Masse geben? Insofern erscheinen mir die Riesen-Open-Air-Konzerte und die „Love“ Paraden auch so sehr als Zeugnisse einer Massen-Armut, um die mir die Vielen tief leidtun, wie welche, die die Liebe nicht kennen gelernt haben, die nie kennengelernt haben, wie einfach sie ist – und – wie schwer.

Woodstock, noch einmal die Massen,  jeder, der die Geschichte kennt, weiß es, war ein Geschäfts- Irrtum, ein Riesen-Verlust, der nach Jahren erst durch den Film gemildert worden ist.
Aber dass damals Leute vom ganzen (Halb)Kontinent gekommen waren, wahre Pilgerströme in Familien- und Sippenstärke, viele davon, die selber Musik machten in ihren localities,  dass es alles gab, dass eine halbe Million Menschen ohne Polizei und Bodyguards – was alles dann später kam – im Chaos von  Unschuld,  Improvision und Kompetenz feierte, das alles gab es so nur einmal. Hier gab es keine Toten, außer einem Jungen, der sich unter einen Trecker zum Schlafen gelegt hatte … hier wurden Kinder geboren und gezeugt.

Seitdem aber erscheint mir  jedes Open Air als ein kalkuliertes Event, ohne die Unschuld freier Abläufe. Was in Woodstock ein „Versehen“ war, die einmalig große Menge, ist nun seit 40 Jahren zur erwarteten  Riesenmasse der abkassierten Blueser, Rocker und Raver geworden.
  „Heile Welt“ im Ruhrpott …

Leider sind die Massen-Events, nicht nur Ausdruck einer primitiven Lust an außergewöhnlicher Adrenalinausschüttung, sie sind auch gefährlich. Wird man es je wieder vergessen? Es sind riesige Lemmingszüge. Alles was man dazu wissen möchte ist im Netz leicht zugänglich.
Und immer sind es die Illusionen und  Hoffnungen, es werde alles gut gehen,  die ins Entsetzen führen. Auch der I. und II. Weltkrieg begann nach dem Motto, „zu Weihnachten sind wir wieder daheim“. Immer war, wie jetzt in Duisburg, alles „durchgeplant“. Alles? Es ist hier nicht der Ort, sich an der Diskussion der Versäumnisse der Stadt und der Veranstalter zu beteiligen. Hier ist allein der Ort, die zusätzliche Risiko-Analyse vorzustellen,  die astrologisch möglich gewesen wäre. Dazu hätte, angesichts einer potentiell kritischen Situation, wie die, in der über eine Million Menschen in einer mittleren Großstadt mit engen Straßen zusammen strömen, das Mundane Tagebuch des vergangenen Montags ausgereicht.
Als es dann soweit war und das Entsetzen um sich griff, war bezeichnenderweise der Schütze im Osten am Aufgehen und Mars war just auf der „Himmelsmitte“(MC), beim Eintritt in die Zeit.
Und was ist so bezeichnend beim Aszendenten Schütze in dieser Situation? Jeder etwas erfahrene Astrologe sagt hier: Schütze?  Schütze zeigt die Ausdehnung an entsprechend der Form der Spirale, und am Aszendenten ist diese Ausdehnung real. Und was dehnt sich da aus? Jupiter gibt die Antwort: 4. Haus, ein Gefühl. Und was für ein Gefühl? Antwort: Jupiter steht auf Widder, das bedeutet: Mars,  Flucht oder Angriff, auf Alarm, blinde Instinkt-Aktion, reines Adrenalin.
Und  oben gegenüber in Resonanz: Mars, der Herr dieses Jupiter: er tritt in diesem Moment in die Zeit, denn MC = das Tor in die Zeit (Döbereiner).

Bleiben noch die weiteren Umstände der Situation: Mars/Jupiter treffen auf die Resonanz von Uranus, Saturn und Pluto. Das heißt,  der Ausdehnungswunsch von Mars/Jupiter trifft auf Saturn = die Einengung, Pluto = die unnachgiebige Form oder den Container (Döbereiner), und den Uranus = Sturz aus der Symmetrie (Döbereiner).  Da der Uranus die „Vogelinstinkte“ besser, die Angst der Vogels im Käfig, beherbergt, wird  ersichtlich, dass hier die Panik grenzenlos war. Sie hat sich fortgesetzt vom Brennpunkt des Geschehens durch die Zigtausende in den Tunneln. Das Schreien, die Hysterie, das Stöhnen, Weinen, die Urangst, im Geburtskanal stecken zu bleiben, zu ersticken – wer dabei war, wird es nie im Leben vergessen. Und es ist wohl typisch, dass die Medien erst einmal fast ausschließlich um die Toten tanzen, von den Verletzten erfährt man wenig, die psychisch Verletzten aber, die für ihr Leben Traumatisierten, die warten noch der Entdeckung, um mit uns allen verarbeiten zu können. Denn es ist unsere Geschichte, die von  Duisburg … es sei denn,  wir sind, und sei es in kleinstem Maßstab,  individuelle "Führer" aus der Masse … denn die

…  wahren Führer der Menschheit sind stets die,  welche sich auf sich selbst besinnen und das Schwergewicht der Masse wenigstens um ihr eigenes Gewicht erleichtern, indem sie sich von der blinden Naturgesetzlichkeit der bewegten Masse bewusst ferngehalten haben.  C.G.JUNG, „Die Bedeutung der Psychologie für die Gegenwart“, G.W. 10, S. 177f.

Im Folgenden will ich noch zwei der zahllosen Beispiele für die Massenpaniken zeigen, die fast regelmäßig das heiligste Ritual der Muslime, die Hadsch mit ihren mehr als 2 Millionen Pilgern überschatten. Zu diesem religiösen Massenereignis sage ich, genauso wie zu den Christlichen Massenereignissen, nur eins: die Stifter der Religionen sind große Einsame. Es gibt, indem man ihrem Weg folgt,  keinen Grund, in religiösen Massenwahn auszubrechen.  Es ist aber der Weg des mächtigsten der Überlebens-Instinkte in uns, sich ein religiöses Gewandt über zulegen, uns zu magnetisieren und uns mit Vätern, Priestern, Ketzern, dem mythischen Personal der Sippentragödie zu versorgen. Und wenn die Religion ganz zum Teufel gegangen ist, dann ist dieser Instinkt noch immer  mächtig und fordernd, so dass er sich irgendeiner Gelegenheit bedient, einem Reichsparteitag, einem Friedensschluß, einer Love Parade, was auch immer …um das Massenerlebnis zu orchestrieren.

Das religiöse Massenereignis aber ist in meinen Augen immer eine Niederlage Gottes, denn, der Geist will und kann ja grade dem Menschen dazu verhelfen, seine tierische Natur zu überwachsen, Fell und  Hörner abzulegen und das psychische Vogelkleid anzuziehen.
Darum muss sich das religiöse Erlebnis an der himmlischen Quelle des lebendigen Gottes immer wieder erneuern, denn Gewicht und Schwere des körperlichen, kollektiven Menschen können nicht anders, sie müssen,  was freies Geschenk und Geist  war, niederdrücken zu Form und Ritual.
Und so gehen, nach muslimischen Glauben, Jahr für Jahr die Kinder der Todes-Panik auf der Hadsch  sofort ins Paradies ein. Zum Beispiel im Jahre 1990 am 2. Juli in einem Tunnel der die Pilgerstadt Mina mit Mekka verbindet:
1.2.1990,  Panik im Tunnel zwischen Mina und Mekka

Hier liegt uns keine Uhrzeit und mithin kein Aszendent vor.  Doch es genügt, die Resonanz von Mars, Jupiter und Saturn zu erkennen, denn dann sieht man  die Resonanz von  Fluchtinstinkt, ausgedehnter Menge und  Enge. Es starben 1427 Menschen.

Und wie in Duisburg, so auch damals das,  was die Merkur(/Sonne)-Resonanz zu Neptun anzeigt: völlige Orientierungslosigkeit unterwegs.

Hier ein anderes Beispiel aus dem Jahr 2004:
 
1.2.2004, Kurz nach 9:00 Ortszeit, Mekka,  Panik im Gedränge

Hier fehlt der Saturn in der Resonanz, folgerichtig entstand die Panik nicht in einem engen Raum oder Tunnel. Der Aszendent Fische und die Sonne exakt bei Neptun zeigen an, dass hier ein emotionaler (Sonne) Zustand ohne Orientierung herrscht. Und die Venus als Herdengeschehen im ersten Haus ist von diesem Moment der Aufhebung der Vernunft beherrscht. Die hat ihrerseits Resonanz zu Mond, Jupiter und Pluto.
Damit haben wir in der Herde folgende Resonanzen vereint: das Fühlen (Mond), die ausgedehnte Anzahl (Jupiter) und das Eingesperrt- Sein in einen Vorstellungscontainer (Pluto).
So ist hier das tödliche Gedränge bei dem Ritual, der Steinigung des Teufels, entstanden. Es starben 244 Pilger
Wir wollen die Menge der Beispiele nicht weiter vermehren. Ohnehin ist der Astrologe weit mehr, als er möchte,  Bote des Unglücks und der Katastrophe. Und so hofft er unvermindert darauf, dass sein Werkzeug helfen möchte und sei es nicht dieser Generation, so kommenden Generationen, dass wenigstens die vermeidbaren Katastrophen durch rechtzeitig eingesehene Risiko-Konstellationen vermindert werden mögen. 
Darüber hinaus aber hofft er, dass auf dem "engen Pfad" zur Seligkeit, die Philosophie des Tierkreises so manchem frommen "Pilger" helfen möge, das unscheinbare Ziel zu erreichen.

Gespeichert: 26.7.2010, UTC 14:19, gepostet: UTC15:52.

2 Kommentare:

  1. Hallo MT,

    Danke!
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    Grüße. throne

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