19. 4. 2007
Frühling in Blacksburg ...
„Das Selbst könnte charakterisiert werden als eine Art
von Kompensation für den Konflikt zwischen Innen und
Außen. Diese Formulierung dürfte nicht übel passen,
insofern das Selbst den Charakter von etwas hat,
das ein Resultat, ein erreichtes Ziel ist, etwas, das nur
allmählich zustande gekommen und durch viele Mühen
efahrbar geworden ist. So ist das Selbst auch das Ziel
des Lebens, denn es ist der völligste Ausdruck
der Schicksalskombination, die man Individuum nennt
und nicht nur des einzelnen Menschen, sondern
einer ganzen Gruppe, in der einer den anderen zum
völligen Bilde ergänzt.“
(C.G.Jung, Die Beziehungen zwischen dem Ich und dem Unbewussten, G.W. 7, S. 246.)
Der Ausbruch einer inneren Katastrophe nach außen - wenn das Geburtsbild des Amok-Laufenden bekannt wäre, könnte man den Einbruch eines Archetypus in seine Psyche, der dem Ausbruch voranging, sichtbar machen - so aber ist uns diese Ebene der Anteilnahme verwehrt.
Es bleiben genügend Ebenen, die das „Selbst“ an der Arbeit zeigen. Die nächst zugängliche ist die des Jahreshoroskops auf Blacksburg, in welchem der astrologische Beobachter das Schicksalspotential zu erkennen glaubt, in welchem in diesem Jahr (seit dem 21.März – Frühlingsanfang) „einer den anderen zum völligen Bild ergänzt“. Ich nenne diese Art Horoskope „Äquinoctium“, das heißt Tag-und-Nacht-Gleiche. Es zeigt den Himmel über dem gewünschten Ort im Moment, in welchem die Sonne über dem Äquator senkrecht steht. Das ist auf dem Tierkreis die Position 30° Fische = 0° Widder, den Moment, wo die Sonne auf die Nordhalbkugel herüberwandert und der Frühling beginnt.
Dieses astrologische Werkzeug ist ein wenig aus der Übung gekommen. Es ist aber relativ alt. Die großen Astrologen aus der Frühzeit der Abbasiden – Kalifen (ab 750) namentlich Masah’allah, Abu Ma’shar und andere bedienten sich der Äquinoctien für ihre mundanstrologischen Analysen und Prognosen.
Das Äquinoctium für 2007 nun ist keines von der gewöhnlichen Art. Ein gewöhnliches Jahr gibt es ja überhaupt nicht. Dennoch sind 2007 (und 2008) in besonders seltener Weise trächtig. Diese beiden Jahre künden nämlich von der Haupt -„Resonanz“ zwischen Sonne und Pluto. Solche kommt selten vor. Die letzte war 1972, (Opposition), die vorletzte 1914(Quadrat). Der Pinochet-Putsch vom 11. September 1973 in Chile fiel noch unter das Äquinoctium 1972/73, weil der Frühling auf der Südhalbkugel am 23. September beginnt.
Das Verbindung Pluto mit Sonne verbindet die Bedeutungen: Opfer und Leben. Da hilft nun leider gar nicht, dass eine Minderheit der Astronomen am Ende ihres Weltkongresses per „Mehrheitsbeschluß“ Pluto den Planetenstatus aberkannt hat. Dass das kleinere mit umso größerer Macht aufwarten kann, wussten vor den Kernphysikern schon die alten Chinesen.
Bei erster Betrachtung der Konstellation für die Oststaaten der USA dachte ich, ach, Orte der Waage, haben sie Glück gehabt. Ich hatte aber vergessen, dass Waage-Aszendenten mit Vorsicht zu genießen sind (nichts gegen Waage-Aszendenten). Der Waage-Aszendent, der heute einhundertachtzehnten Geburtstag hat, hat es uns in genügender Klarheit gezeigt als größter Amok-Läufer der Weltgeschichte.
Es ist die äußerste Irritierbarkeit durch Disharmonien, die den Waage-Aszendenten quält und es ist die marsische Vorstellungswelt seines Widder-Deszendenten, die seinen Plänen den Beutesprung (Raubtiererbe), den Ausbruch als brutalen Ausweg nahe legt.
Am Tag der Katastrophe in Blacksburg ging die Sonne über den Mond des Äquinoctiums. Mond = die Innenwelt des Fühlens bekommt Sonne = Lebensenergie zur Entäußerung des Inneren. Dazu kommt, dass der Frühlingsmond im Widder stand, eine zornige Innenwelt mithin die aus quasi pränataler Enge ausbrechen will.
Die Sonne des Äquinoctiums hat aber 2007/8 von 28,9° Schütze her die Quadrat - Resonanz des Fanatikers Pluto zu ertragen.
Äquinoctium
21.3.2007, 00:07 UTC
auf Blacksburg VA.
Auch Mars/Neptun sticht bei diesem Äquinoktium ins Auge. Verblendung, irregeleitete Gewalt, Gewalt legitimiert aus scheinbar höheren Motiven. Für Blacksburg darüberhinaus im fünften Feld. Macht sich der Amokläufer nicht zur Figur eines Spiels? Er geniesst ja seinen Auftritt - Amoklauf ist immer auch löwehaft: Einmal König ( = Löwe = 5) sein, einmal im Mittelpunkt stehen, den eigenen Tod als ein grosses, grausiges Fest inszenieren. Eine spielerische Komponente bei diesen jugendlichen Amokläufen (so zynisch das klingen mag) lässt sich m.E. nicht übersehen. Es ist ein fehlgeleiteter Spieltrieb, der hier so schwarze Blüten treibt.
Zumal Mars/Neptun hier durch die scharfe Opposition zu Saturn gereizt werden. Da läuft der Saturn durch das Königszeichen und zieht unsere Würde in den Staub. "Was bin ich noch - zu was für einer elenden Figur wurde ich entwürdigt." Mars/Neptun bieten eine Antwort auf diese Herausforderung an...
Aber das Äquinoctium ist ein global gültiges Mundanhoroskop. Wir müssen befürchten, dass der Wahn, religiös oder ideologisch motiviert, gewaltsame Auswege aus der saturnischen Demütigung sucht. 2007 noch mehr als es bisher der Fall war.
Und schreiben dazu: „Verblendung, irregeleitete Gewalt, Gewalt legitimiert aus scheinbar höheren Motiven“
Ich glaube, wir sollen bedenken, dass wir mit Schlussfolgerungen, die sehr wohl am negativen Ende des Spektrums zutreffen, uns immer in die Gefahr bringen, es (hinterher) immer schon gewusst zu haben.
Für mich stellt sich bei dieser Konstellation die Frage, was will sie denn eigentlich?
Für mich ist jede Konstellation zunächst ein Offenbarungsort Gottes, ist jedes der zwölf Zeichen des Tierkreises das, was Gnostiker und Kabbalisten eine „Emanation“ Gottes genannt haben. Diese Emanationen lebten und leben als mächtige Ordnungsgestalten, in der Psychologie Archetypen genannt, im Unbewussten unserer fernen Vorfahren die sie von dort an den Himmel projizierten, so wie auch in uns.
Emanationen, auf deutsch „Ausflüsse“ Gottes, sind eine alte Vorstellung an der Grenze von Philosophie und mystischer Ergriffenheit. Die jüdischen Kabbalisten (Kabbala = “Überlieferung“) sortierten die göttlichen Gestalten des Seins in Form eines Baumes, des Sefirot -Baumes, die ‚Kabbalisten’ der Astrologie in ihrer Überlieferung über Babylon, Aegypten, Griechenland und Persien zogen das kreisförmige Mandala zur Darstellung der Ganzheit vor, welches dann über das muslimisch/jüdisch/christliche Kulturwunder des mittelalterlichen Spaniens in die Gelehrtenstuben der Humanisten Eingang fanden.
Also zurück zur Frage: Was will die Konstellation eigentlich, welche Emanationen Gottes, so betrachtet, verknüpft sie eigentlich?
Und da zeigt sich mir bei Mars + Neptun, die die Fische mit dem Widder verbinden, als erstes die Unschuld. Mit Fische und Widder beginnt und endet der Tierkreis in beide Richtungen. Wo sollte da etwas anderes sein, als die Unschuld des Anfangs?
Es ist auch die Unschuld eines Hurrikans, oder, wie 1999 und 2002, die Unschuld einer „Vb“-Wetterlage, es ist die Amoralität des ersten Tierkreisspiegels, gut und böse noch unzensiert. Fische und Widder welche das Chaos der noch ungeteilten Ganzheit bergen, sind der Geist Gottes, welcher über den Wassern schwebt und der Zorn Gottes, der aus jedem Neugeborenen schreit – so erlebe ich meine Astrologie. Jede Station ein Paradox.
Wenn der Saturn dann seine Opposition anmeldet, so tut er das aus der kompensierenden, ergänzenden, mehr noch ermunternden Position, denn die Götter tun einander keinen Eintrag, verweisen einander nicht des Feldes. Saturn aber empfängt die Resonanz von Neptun und Mars in seiner Gestalt als Vaters, in der hierarchischen Rolle des Königs. Wo nun Mars /Neptun absolut die Konstellation des Anfangs, der (Wieder-) Geburt, der Zeitenwende, ist, da spiegelt sich Neptun = Symbol in Widder =Natur, beides „neuer Anfang“. (Als der Frühlingspunkt ins Sternbild der Fische ging, als das „Fische –Zeitalter“ begann, wurde auch die neue Zeitrechnung fällig).
Mars/Neptun in herausfordernder (Oppositions-)Beziehung zu Saturn heißt also definitiv „eigentlich“: es gibt oder es gebe, einen neuen Vater. Da wir aber niemanden auf Erden unseren „Vater“ nennen sollen (Matth. 23.9), heißt mir die Konstellation: es gibt einen neuen König.
Dazu Lao Tse, (25):
„Das Tao ist groß;
Der Himmel ist groß;
Die Erde ist groß;
Auch der König ist groß.“
Dazu Sprichwörter (25)
2. Gottes Ehre ist es, eine Sache zu verhüllen, des Königs Ehre ist es, eine Sache zu erforschen.
3. Der Himmel so hoch und die Erde so tief und das Herz des Königs: Sie sind nicht zu erforschen.