Sonntag, 15. November 2009

In Memoriam: Robert Enke

15.11.2009

Heute soll Robert Enke begraben werden.
Hier soll seiner gedacht werden, zusammen mit den größenordnungsmäßig etwa 200.000 Menschen auf der Nordhalbkugel der Erde, die mit ihm den Geburtstag am 24.8.1977 teilen.
Wir kennen seine Geburtszeit nicht und damit ist das Zentrum seiner persönlichen Tragödie der astrologischen Erfassung entzogen.
Was bleibt, ist der Geburtstag mit seinen Konstellationen, die er, wie bemerkt mit, rund einer Viertelmillion Menschen teilt.
Auch der Zeitplan, nach welchem seine und ihre Konstellationen nach einander aus der Latenz in die Aktualität geworfen werden, ist unbekannt, basiert auch dieser auf dem Geburtsmoment, der legitimer weise nur den nächsten Angehörigen zugänglich ist.
Das bedeutet, dass die einzelnen Konstellationen dieses 24.8.1977 fällig werden in einen Zeitrahmen, der sich erstreckt von unmittelbar zur Geburt bis hin zum 84. Geburtstag. (Im von mir vorzugsweise betrachteten 7er -Haupt-Lebensrhythmus in 12x7 Jahren).
Es bleibt mithin noch einmal ein Zwölftel dieser Viertelmillion, also rund 20.000 Menschen, die im engeren Sinne, qua unbekanntem Aszendenten, die am Himmel verzeichneten Schicksalsvorgaben mit Robert Enke teilen.
Als Unbekannte bleibt der eigentliche Ort im Spektrum familiärer Gegebenheiten und Voraussetzungen von der Ahnenreihe her, in welchen jeder dieser 20.000 Menschen mit dem maximal ähnlichen Horoskop/Schicksalsplan hineingewachsen ist, bleibt mithin die Frage, was wird gehindert, sogar blockiert, was wird gefördert usw.
Eine klare Position bezieht in dieser Frage Wolfgang Döbereiner, der 1982 die Hypothese vertritt, dass das Horoskop mit seinem Geburtsmoment, ergo Zeitplan, schon eine Vorauswahl beinhaltet, die sich darauf bezieht, was für Lebensumstände wann auf den Neugeborenen warten:
„Wenn etwa Mars und Neptun sich in einander ausschließenden Entwicklungsphasen „entgegenstehen“, so entspricht dies einer Auflösung (Neptun = 12. Zeichen) der Aggression (Mars = 1. Zeichen), der Auflösung der Reaktionszwänge. Dies ist dann gefordert (und gegeben), wenn die Geburt und die ersten Lebensjahre des Geborenen in Umweltumstände geraten, in denen durch das „reagieren-müssen“ eine Gefährdung hervorgerufen würde. Es ist dies der Fall, wenn eine „Reviergefährdung“ vorliegt, wie es verschiedentlich milieubedingt auftritt, - oder der Situation einer Flucht, einer politischen Verfolgung oder einer Minderheitenlage entspricht.
Die „genetische Vorleistung“, die in dieser vorsorglichen Blockierung von Anlagen liegt, lässt vermuten, dass sich die Genauswahl nach der Situation bestimmt, die für den Geborenen erwartbar ist.
Die Gene scheinen an eine Art „Radar“ angeschlossen zu sein, damit eine Bestandsaufnahme der Umwelt zu vollziehen, etwa in dem Sinne: „wenn diese beiden in dieser Situation ein Kind zeugen, dann wird das Kind diese oder jene Schutzanlage bzw. Blockierung benötigen“ – so dass dann in der verfügbaren Genauswahl gesucht wird, ob etwas Entsprechendes da ist“, ob aus der Vorfahrenschaft diese oder jene Anlagenblockierung vorhanden ist, um das Neugeborene für die Zeit der Unmündigkeit mit einem Selbstschutz zu versehen.
Diese Hypothese unterstreicht, dass aus dem Geburtsbild und den dort ersichtlichen Anlageblockierungen auf die Eltern- und Umweltsituation der Geburt geschlossen werden kann. In den Anlageblockierungen liegen die späteren Störungen, da in jedem Schutz gleichzeitig die Verhinderung liegt, in der Endkonsequenz die Selbstvernichtung. Das heißt, dass mit jeder Schutzanlage das Problem des Schutzes mitgeliefert wird, so, als ob dieses noch ungelöst im Erbe vorläge.“
(Wolfgang Döbereiner, Astrologisch-homöopathische Erfahrungsbilder zur Diagnose und Therapie von Erkrankungen, Bd. 1., München 1982, S. 46 f.)
Im Horoskop Robert Enkes ist genau die im vorangegangenen Zitat angesprochene Anlagenblockierung Mars/Neptun (grün markiert) zu erkennen, die auch den Jupiter und den Merkur einschließt ( unter Umständen sogar den Mond).

24.8.1977, Stand: UTC 12:00

Mangels Geburtszeit = Aszendent = Zeitplan wissen wir, wie gesagt, nicht, wann diese Anlagenblockierung (das „schwache Ego“) gebraucht und ausgelöst ist. Sicher aber ist, dass diese Konstellation die Herrscher von 5 Tierkreiszeichen verbindet und somit in beiden rhythmischen Kreisläufen (vom Aszendenten her), dem oberen und dem unteren, in fünf von 12 „Siebenjahresperioden“ ausgelöst ist. Das heißt, dass diese Durchsetzungsschwäche als Schutzanlage nicht nur in der Kinderzeit aufgerufen ist, sondern sich auch im Erwachsenenleben präsentiert. Das „sich -unsichtbar-Machen“ des Neptun, der Verzicht auf die Durchsetzung im Raum des blockierten Mars, verbieten in der Fußball-Welt eine Feldspieler-Karriere.
Die Orientierung im Raum, die der Merkur gewährleistet, leistet jedoch, verbunden mit Neptun, eine ausgezeichnete Vorahnung des Kommenden. Wenn nun das Verhalten, im Zeichen der Sonne in der selber vorahnenden Jungfrau, stets an jenen Plätzen zu Hause ist, wo die Wege zusammenlaufen, (allgemein: Märkte) dann ist damit, im Falle einer sportlichen Begabung (via Aszendent), schon die außergewöhnliche Begabung als Torhüter für Feldspiele zu erkennen.
So brauchbar der Aspekt der Vorahnung seitens der Neptun-Komponente im Leben auch einsetzbar ist, so quälend ist der Neptun-Aspekt der Auflösung und des Neubeginns für das Bewusstsein des erwachsenen Menschen, wenn er versucht, sich in „normalen“ Berufs- und Karrierezusammenhängen festzusetzen.
Das Neptun-Zeichen Fische repräsentiert im Tierkreis die ersten sieben Jahre, ebenso, wie im unteren Halbkreis das Spiegel-Zeichen Widder. Das bedeutet: immer wieder „Kindwerdung“, immer wieder Hinnahme der Auflösung des Erreichten, immer wieder Hingabe und Vertrauen in das Neu-Werdende, nomadisch unverwurzelt (Mars/Merkur) unterwegs, belächelt und unbegriffen von der Umwelt.
Wenn aber das Bewusstsein diese wiederholten, unbegreiflichen und auflösenden Eingriffe seitens des Unbewussten nicht übernimmt und es in einer Absichtshaltung verbleibt, dann geschehen diese Eingriffe als "Symptome" der Verdrängung , als physische Verletzungen, Deformationen, vor allem aber als seelische Erdrutsche, allesamt, um den Betreffenden aus Zusammenhängen herauszulösen, in die er „als Nomade“ nicht hineingehört.
Kein Planet, sprich, keine Anlage, erträgt den Neptun nun  weniger als Saturn, der (alte) König. Die Legende vom bethlehemitischen Kindermord illustriert diesen Tatbestand. Saturn ruft ins Beständigste, Bleibendste, ruft auf den Gipfel. Im Löwen stehend, welcher das dem Bewusstsein zur Verfügung stehende Willenspotential beherbergt, fordert Saturn vom Lebenswagnis das Höchste und führt auf den Gipfel. Robert Enkes Vater hebt denn auch den ihm aufgefallenen Ehrgeiz seines Sohnes schon in Kindertagen hervor.

Die Verbindung Saturn/Neptun, König und Kind, lässt ahnen, welche Wohltat über die kommenden Jahrhunderte eine astrologische „Alphabetisierung“ den Menschen erweisen wird, wenn solche nahezu übermenschlichen Lebensrätsel = Konstellationen vom Bewusstsein her zugänglich und so eher lebbar werden.
Zwar sind bei den am 24.8.1977 Geborenen Saturn und Neptun nicht unmittelbar miteinander konfrontiert, mittelbar aber umso deutlicher, denn die Sonne, die Saturn und seine Zumutung im Löwen beherbergt, ist dem neugierigen Merkur, Herr(in) der zweifelnden  Jungfrau, (sogar i n der Jungfrau), Untertan. Dieser neptunisch "wassergrüne" Merkur aber möchte (muss) anstatt Saturn verfestigen und  bewahren zu lassen, immer wieder mars/neptunisch die Zelte abbrechen.
Im unten stehenden Transit--Horoskop wird darüber hinaus deutlich, dass seit zwei Jahren der wandernde Neptun genau diese Frage für die Geborenen vom 24.8.1977 qualvoll auf die Tagesordnung gesetzt hat. Ein paar letzte Wochen noch, dann wäre die Krisis überstanden gewesen. Aber grade die letzte Krisis pflegt die schwerste zu sein.

In der astrologischen Gemeinde wird die Frage nach Enkes Geburtsmond zumeist dahingehend entschieden, dass er im Steinbock stand, was bedeutet dass er nach 6:00 Uhr MEZ geboren worden wäre. Die Deutung lautete dann, dass seine Gefühle in den strengen Ernst seines Ehrgeizes gebettet gewesen wären.
Nach meiner Hypothese ist Enke aber vor 6:00 geboren, was zwei Auswirkungen gehabt hätte.
  • Der Herrscher seines Mondes, Jupiter, stünde im Krebs. Damit wäre das Milieu seines Fühlens, das heißt, der persönlich höchste Wert für ihn, der intime Bereich der Familie gewesen
  •  Er würde alles, was sein Fühlen angeht, nicht mit Freunden besprechen, geschweige denn in die Öffentlichkeit bringen können, denn Krebs verschweigt sich nach außen, im Gegenteil zum Löwen, der 1977 Saturn als Herrscher eines Steinbock-Mondes,  nur zu allzu leidenschaftlich (und besserwisserisch) zur Entäußerung motiviert hätte.
  • Der aktuelle Transit auf den Jupiter hätte seinem Fühlen die schier unerträgliche Last eines miteinander verbundenen Saturn/Pluto auferlegt.
Schließlich, nach allem hier gesagten, sei zurückgekehrt zu den 20.000 die mit dem heute Beerdigten die Konstellation aber nicht das weitere Leben teilen. Sie alle sind ungefragt Empfänger dieser Resonanzen (außer dem ASC) aus den Transiten des aktuellen Himmels und der seine Bewegungen mit vollziehenden Archetypen:


24.8.1977, Transite des 10.11.2009

Nach dem Gesagten mögen diese Transite für sich selber sprechen und möge die Qualen derer  "20.000", die nicht den kurzen Weg zur Erlösung zu ende gehen, bald belohnt werden.
Nur eins sei an dieser Stelle noch gesagt: ich schließe diesen Eintrag mit dem Bild des Moments, wo Robert Enke leiblich seinem Zug ins Jenseits begegnete. Auf der Darstellung der Transite oben ist auf 25,3° Zwillinge „ASC“ eingezeichnet. Die folgende Grafik stellt den Ereignismoment dar: der Mars in den Zwillingen ist von Robert Enke als Ausbruch aus allem Nicht-Eigenen leiblich vollzogen worden.

10.11.2009, UTC 17:25

Dieser leibliche Vollzug ist letztlich nicht menschlich, er ist archetypisch. Menschlich und damit eine Aufgabe für die Zukunft ist der  symbolische Vollzug der Archetypen, denn diese, so C.G.JUNG,
„möchten das Individuum überwältigen und es zur physischen, d.h. weltlichen Darstellung zwingen. […] Jeder Archetyp aber, bevor er bewußt integriert wird, will sich physisch darstellen, indem er das Subjekt in seine Form zwingt. Das Selbst in seiner Göttlichkeit (d.h. der Archetypus) ist seiner selbst unbewusst. Er kann nur innerhalb unserer Bewusstheit bewusst werden. Und das kann er nur, wenn das Ich standhält …“ (C.G. JUNG, Briefe, 1946, S. 416.)
Und damit dieses möglich wird, bedarf es dessen, was in der ganzen medienrauschenden Betroffenheit unserer Tage das verborgene Körnchen Rettung darstellt:
„Gott, das Größte, wird im Menschen zum Kleinsten und Unsichtbarsten, sonst kann der Mensch ihn nicht ertragen. Nur in dieser Form des Selbst wohnt Gott im Makrokosmos (welcher er doch selber ist – aber in unbewusstester Form). Im Menschen sieht sich Gott von „außen“ und wird sich sich seiner bewusst.“(Ebenda.)

Gespeichert: 15.10.2009, UTC: 17:53, gepostet: UTC 18:24.

1 Kommentar:

  1. Hallo mundanomaniac!

    Darf ich den vielen Deiner geneigten Mitleser
    noch einige Gedanken auf den Weg mitgeben:

    Der Schweizer Schriftsteller Peter Bichsel
    hat mal aphoristisch sinniert:
    >Vielleicht ist es ja doch ein Unterschied,
    ob jemand das Leben sich nimmt -
    oder den Tod sich gibt...<

    Gewiß hat schon ein Jeder von uns
    Stunden erlebt, die umwölkt waren
    vom Dunkel, wenn er "wanderte im
    finstern Tal".

    Wie tief kann ein Mensch fallen?

    In allen Tiefen
    wird Gottes Hand ihn auffangen!


    Herzlich grüßt Dich
    Mythopoet

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