17.9.2009
Angesichts der uns Menschen eignenden permanenten Selbsttäuschung, Selbstbestätigung und unbewussten Projektion habe ich keinen keinen aussichtsreicheren Weg zu astrologisch disziplinierter erweiterter Erkenntnis gefunden, als die Arbeitsbücher und Seminare von Wolfgang Döbereiner zu studieren.
Heute nun, am Tag Opposition, d.h. des himmlischen Duetts von Uranus und Saturn, von „Ursprung“ und „Bestimmung“ um Wolfgang Döbereiner zu zitieren, wo sie, im Sinne des Gesamtkonzerts, jeder auf seine Art um das Herz, die Sonne, herumwirbeln, heute ist also der Tag von Saturn =„Käfig“ und Uranus = „Freiheit“ und ihrer Vereinigung im Bild eines Dritten: Käfig mit offener Tür.
Allerdings ist es eine grimmige Version der Astrologie die uns Döbereiner zumutet .Sie fußt auf astrologisch sezierender Betrachtung der Welt der neurotischen Lügner, in der sich eine Mehrzahl im „Menschen ohne Eigenschaften“ (Konsumenten) tarnt und hinter einer jeweiligen Brauchbarkeit verbirgt.
Was bereitet uns Vielzweckmenschen also ein Saturn-Uranus? Er mutet uns etwas zu, das für nur allzu viele ein Problem ist:
„Dare to be silly” – „Wag es einfältig zu sein”nennt Paul Krugman, der aktuelle amerikanische Nobelpreisträger für Ökonomie die dritte seiner 4 Rules … in meiner Sprache ausgedrückt: „Hört auf die Kinder“, das ist es, was der Narr/Uranus dem König/Vater/Saturn empfiehlt. Somit enthält Uranus, der aus dem kindlichen Potential der Fische schöpft, das Potential der Königswandlung, der Königserneuerung.
Die "Königserneuerung" aber ist das zentrale Motiv der praktischen und intuitiven Naturphilosophie, ist das "philosophische Gold" das die Alchemisten seit der Antike bis in die frühe Neuzeit gesucht haben. Als Erneuerung der Bewußtseinsdominante hat schließlich C.G. JUNG die Psychologie der "Königserneuerung" der Alchemisten "entziffert".
Den selben Gedanken kennen wir ausgesprochen vom Stifter des Christentums ...
"…es sei denn, daß ihr euch umkehret und werdet, wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen." (Matth. 18,3)… aber auch in der Astrologie: ... so werdet ihr die „Trennung“ erleiden.
„Die Trennung besteht solange und die Unvereinbarkeit zum Vater, solange die Trennung und Unvereinbarkeit zwischen dem Ursprung und der Bestimmung der Gestalt des eigenen Lebens besteht. […] Die Unvereinbarkeit oder Trennung mit dem Vater wird aufgehoben, wenn der Uranus zum Saturn wird. Jede Saturn/Uranus/Konstellation im Akuten als Transit, Gruppenschicksal, rhythmische Auslösung oder septarbezogen zeigt den Zeitpunkt, an dem der Uranus zum Bestimmenden seiner Form werden möchte, im Sinne einer neuen Bestimmungsanweisung für die Gestalt des Lebens.
(Wolfgang Döbereiner, Seminare Band 4, S. 276.)
Selbiges ist nun in diesen Tagen wieder der Fall als mundane, also Welt-Konstellation in ihrer derzeitigen, zweiten Wiederholung in der Jungfrau (auf der Nordhalbkugel). Das Ereignis zur ersten Oppositionsstellung von Saturn/Uranus war im letzten November die Wahl Barak Obamas. Die Entwicklung der republikanischen Partei, die diese „Königserneuerung“ ausgeschlossen hat und weiter ausschließt, zeigt seitdem eine bis ins bizarre gehende Erstarrung, das typische Symptom des ausgeschlossenen Uranus.
Heute nun, wie bemerkt, passiert die Sonne Saturn und tritt mit ihm zusammen in die Opposition zu Uranus. Mit Sonne ist es „Löwe“, das (Lebens-) Vermögen des Ichs das sich im zweiten Quadranten von Tierkreis und Häuserordnung, in den Familien sammelt. Dieses Vermögen ist es, das heute zur Beteiligung an der Königserneuerung aufgerufen ist und es ist dieses, dem im Falle der Weigerung „Trennung“ droht.
Und wie immer besteht die Gefahr, dass die verweigerte individuelle Königserneuerung, die verweigerte Wandlung der Bewusstseinsdominante in der Zementierung der bislang gültigen Obervorstellung einen kollektiven Ausdruck findet, der als solcher nur zu oft zerstörerisch ist, weil das Kollektiv die niedersten, reptilienhaften Instinkte freisetzt.
Da wird leicht einmal von Jugendlichen, deren Väter den Uranus verweigert haben, und deren Söhne , wie es zu gehen pflegt, aus Opfern zu Tätern wurden, auf einem Münchner S-Bahnhof im Jahre 2009 ein Mensch erschlagen, wie von Kain Bruder Abel.
Und da beginnt sich im großen abzuzeichnen, dass eine Schicksalsgemeinschaft, die „Chimerica“ genannte Ehe zweier Volkswirtschaften, dabei ist, die Trennung zu erfahren, und die im schlimmsten Fall, der ja in der Geschichte nicht gerade selten ist, in einem „erweiterten Suizid“ enden könnte.
Eine Lösung ist immer möglich, so die psychologische Einsicht bei C.G.JUNG, wenn die Bereitschaft besteht, die Unvereinbarkeiten der Gegensätze in einer Beziehung so lange auszuhalten ... bis, im psychischen Prozess von selbst herangebildet, plötzlich das Symbol eines Dritten hervorspringt, das beide Seiten enthält. Ein solches Smbol erscheint im Bild der Brücke, die ein Zeichen für einen gelösten Saturn/Uranus darstellt. So gesehen ist heute weltweit ein Tag der Brückenprobe.
Es hat sich aber darüber hinaus aus Zufall der Zeitläufte so gefügt, dass heute auch der 222. Jahrestag eines solchen Symbols, nämlich der Verabschiedung der amerikanischen Verfassung ist. Der Saturn im ersten Haus der Verfassung im Wassermann stellt genau den Mittelpfeiler diese Brücke dar zwischen dem Flügel der Revolution (ASC im Wassermann) und dem rechten Fügel des in ihr, im Zeichen des Saturn gegründeten, rechten Wegs. Anzumerken ist, dass die Resonanz unserer heutigen Uranus/Sonne/Saturn-Konstellation heute in Konjunktion und Resonanzquadrat zur Sonne der amerikanischen Verfassung und ihrem Jupiter schwingt.
Und da also diese Opposition Uranus/Saturn/Sonne heute mit ihren Resonanzen ins Herz des amerikanischen Gemeinwesens zielt, erscheint es mir angebracht, Hannah Arend das Wort zu geben. Wie in vielen ihrer Schriften hat die jüdische Denkerin in „On Revolution“ ihrem Gastland dankbare Reverenz gezollt. Ungeachtet ihrer großen Bewunderung für die amerikanische Revolution von 1776 und die elf Jahre später beschlossene Verfassung konstatiert sie dort aber auch
„die verhängnisvolle Leidenschaft für plötzlichen Reichtum“, „die den Weg der Gründer zu verstellen drohte … das Streben nach dieser Art Glück, das Judge Pendleton zufolge immer darauf hinausläuft, „jeglichen Sinn für Politik und jegliches moralische Pflichtbewusstsein zu ersticken.“(S. 178)Und in einer Abwägung von Hoffnungen und Zweifel hält sie fest:
„… die revolutionären Vorstellungen von öffentlichem Glück und politischer Freiheit sind ein unabdingbarer Teil der Struktur des republikanischen Gemeinwesens geworden und geblieben und als solche sind sie aus dem Bewusstsein amerikanischer Politik niemals ganz verschwunden. Ob aber diese politische Struktur wirklich so fest gegründet und untermauert ist, dass sie dem sinnlosen Treiben einer Konsumentengesellschaft standzuhalten vermag, kann nur die Zukunft lehren.“(ebd.)
Hannah Arend, Über die Revolution, München 1968.
Die Brücke zwischen der großen politischen Tradition der Vereinigten Staaten von Amerika und dem Geist des alten China ist von beiden Seiten begehbar, um in der Förderung gegenseitiger Achtung verhängnisvollen Stimmungen, welche vordergründigen Interessen dienen, entgegen zu wirken.
Vierzig Jahre vor der Gründung der Vereinigten Staaten, im Jahr 1735, unterbreitete Kaiser Yung Tschong in einem Erlass seinen Gouverneure diese Einsichten:
"Zwischen dem Himmel und den Menschen besteht eine gewisse Beziehung, die, je nachdem, Lohn oder Strafe auswirkt. Naturkatastrophen, die die Felder verheeren, kommen entweder daher, dass der Herrscher persönlich vom Tao (dem richtigen Weg) abgewichen ist. Dann will ihm der Himmel durch Leid veranlassen, sich auf seine Herrscherpflicht zu besinnen. Oder der Anlass liegt auf seiten der Regierung, welche die Grundsätze der Gerechtigkeit verletzt und das Gemeinwohl preisgibt, oder auf seiten der Beamtenschaft, die es unterlässt, die Bevölkerung durch ihr eigenes Beispiel und durch Belehrung auf dem rechten Weg (Tao) zu halten, so dass man Gesetz und Moral verachtet und in schrankenloser Unordnung lebt. Das Herz des Menschen ist verderbt, die Einheit, die zwischen ihm und dem Himmel bestehen soll, unterbrochen; darum hebt der Himmel die segenspendende Wirkung seines gnädigen Wohlwollens für den Menschen zeitweilig auf und überschüttet ihn mit Missgeschick.Solche Betrachtungen sind in ihrem kindlichen Himmelsvertrauen unserem Rationalismus völlig fremd, werden von unserer Seele aber ohne Mühe verstanden und sind dem Uranus nahe. Solcherlei auf uns wirken zu lassen, würden in beiden Kulturen jenen Segen stiften, dessen anlässlich des Himmels am heutigen Tag hier gedacht wurde.
Überzeugt von der Wahrheit dieser erhabenen Lehre, pflege ich, wenn ich von Heimsuchung einer Provinz durch Naturkatastrophen höre, alsbald bei mir einkehr zu halten, meine persönliche Führung zu prüfen und etwaige Missstände, die sich am Hofe eingeschlichen haben, abzustellen. Vom Morgen bis zum Abend verharre ich in Demut und Furcht vor dem gereizten Himmel, um ihn zu rühren und seinen Zorn zu besänftigen.
Was hat es dagegen für einen Zweck, wenn ihr gute und böse Geister anruft? Sich auf diese Gebete und Beschwörungen zu verlassen, um Unheil von euch abzuwenden, indes ihr weiterhin eure Pflichten verletzt, das heißt, aus einem Bach schöpfen zu wollen, nachdem man seine Quelle verstopft hat, das Nebensächliche tun und die Hauptsache vergessen.
Von Natur ist der Himmel geneigt, uns zu erhalten und mit seinen Segnungen zu überhäufen. Der Mensch selbst hat sich sein Unglück zuzuschreiben. Von Katastrophen heimgesucht, pflegt das gewöhnliche Volk, unwissend und unfähig zum Nachdenken, wie es ist, leider meist sich seinem Schmerz und der Verzweiflung hinzugeben, anstatt bei sich selbst Einkehr zu halten und sich zu innerer Wandlung zu entschließen. So häuft es Fehler auf Fehler, Verbrechen auf Verbrechen und steigert sein Unglück zum Höhepunkt, vernichtet die Harmonie mit dem Himmel gänzlich und zwingt ihn zu schwerer Züchtigung.“
Franz Kuhn, Altchinesische Staatsweisheit, Zürich 1954, S. 198.
Gespeichert, 17.9.2009, UTC 20:54, gepostet: 18.9.2009, UTC 10:10.
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