1. Einleitende Erwägungen.
Eins allein erscheint mir schon als ausschlaggebender Gewinn, nämlich bei Meister JUNG zu erfahren, wo er als lebenslänglich hingegebener Sammler, Übersetzer und Deuter der psychischen Bildwelten sein Lebenswerk mit dem autobiographischen „Erinnerungen, Träume, Gedanken“ einrahmt und wo er alle Erfahrungen, Zustände, Fertigkeiten seiner Person zwei Personen zuteilt, die ihn bewohnen: Person eins, und Person zwei, beide ihm schon seit früher Kindheit vertraut.
Bei mir ist es zwar auch so, und ich vermute, bei jedem anderen auch, die zweite Person kann andere Sachen als die erste, enträt dafür aber einiger Tugenden, die diese besitzt, aber derart radikal voneinander abgesetzt habe ich die zwei Personen in der Kindheit nicht erlebt, wie JUNG.
Vermutlich gilt auch das für alle, dass es die Tragik eines Menschen ist, wenn er dieses „Doppelleben“ nicht verkraftet, nicht zu irgendeiner lebbaren Konstruktion bringt. Das größte Arkanum, die „brutalste Medizin“ ist in dieser Hinsicht für mich gesehen , der im gesegneten Fall vom geliebten Menschen gehaltene liebevoll- spöttische Spiegel von Außen.
Bei mir kann der Arbeitscharakter, so will ich Person A nennen, mit seiner Nüchternheit Gründlichkeit und Ausdauer (Saturn) wertvolle Dinge tun, er weiß aber nicht, in welcher Angelegenheit, und – Saturn im zwölften Haus - niemand kann es ihm sagen –
Aszendent 26.2.1942, Neumünster, UTC 11:07
Mein Horoskop erzählt mir nun, dass, neben der allgemeinen Viergeteiltheit gemäß der vier Quadranten, ich den besonderen Widerspruch, das ’41/’42ger Paradox, ins Körbchen gelegt bekommen habe, nämlich Person B im Zeichen des Uranus, die erfüllt ist von Flügen der Imagination und Rätseln der Landung, die im Traum immer wieder und auf vielerlei Arten mit einem beschäftigt ist: Rettung des Kindes, Warnung der Gefährten, einstürzende Häuser, entgleisende Züge, mit anderen Worten, Eule Uranus im Dienste der Sicherheit der (Stier-)Herde.
Dazu nun Mars von 26. Februar 1942 zwischen Saturn und Uranus, er sagte mir wiederholt: „Schau dir deine damalige Schulklasse an: hat da noch einer in deiner Nähe Geburtstag? - - Also, dann kann ich nur bei dir einbrechen, dann kannst in deiner Klasse nur du die Tür aufmachen für das überpersönlich „Bedeutsame“, wie es mein Deutschlehrer in einem Brief im hohen Alter genannt hat, für das Paradox von Rausch und Arbeit, auch wenn dich außer ihm keiner versteht, und wenige halb.
Das Ego freute sich zunächst über die Ehre im geschützten Raum eines sensiblen Deutschunterrichts, aber, da „draußen im Land“ wo von sich aus keiner für das Bedeutsame Zeit hat, macht Person B einen einsamen Job. Und es gibt, das weiß ich heute, keinen anderen Weg aus dem zwölften Haus als die via longissima, den längsten Weg: verstreute Schafe zu sammeln… und über den Fluss zu bringen, in Armut und Geduld, weil - zu verdienen ist damit fast nichts.
Wenn dafür als Ausgangs - „Material“ ein Krebsaszendent zur Verfügung steht, Quelle, Fluss und Traum – so besagt dieses, das weiss ich inzwischen, für den Arbeitscharakter, Person A, hinsichtlich dessen, was zu tun ist: du musst Bäume pflanzen und dabei dem Gefälle folgen jenes Baches, der in deinem Herzen entspringt, denn nur wo dein Gefälle ist, da ist deine Kraft, Fülle und Mündung, und, typisch, es besagt : wenn er entsprungen ist, dann merkst es schon.
Saturn und Uranus, heißt: Arbeit und Rausch, Hammer und Pfeife, Berg und Vogel, Petrus und Paulus, Kronos und Dionysos.
Für JUNG zeigt das Horoskop das Zwei-Personen-Problem auch zwischen Rausch und Hammer, und zwar so:
Aszendent 26.7.1875, ca. 19:00, Kesswill/CH. C.G.JUNG)
Saturn, der „Hammer“ - Nüchternheit und Präzision - im Dienst des Rausches, Wassermann. Nun sollte „Rausch“ nicht nur im engen Sinn verstanden werden, als Zustand herbeigeführt durch berauschende Substanzen, sondern, bei keinem Aszendenten kann man so von dem sprechen, was einschlägig Erfahrene als „Natur-High“ bezeichnen,wie beim Wassermann, als dieses Offensein des Ich für psychische Einbrüche aus einer außerzeitlichen Welt. JUNG erinnert sich an eine Fülle von Momenten des Erfülltseins mit Bildern und Gewissheiten, nach denen seine Person Nr. 2 irgendwo im 17. Jahrhundert zu leben scheint, unzerstörbar im Außerzeitlichen, ihn mit Autorität und Würde erfüllend, den väterlichen Kennzeichen.
Der Archetypus des Väterlichen, Saturn, Herr des 12. Hauses, als solcher im elften die Umrisse der Gestaltungen des Unbewussten schöpfend und sie in ihrer sprachlichen Ordnung fest stellend und zur Erscheinung bringend, so ist Person Nr. 2 in JUNG vor allem Begreifen da.
Saturn, den ich oben provisorisch als Arbeitscharakter bezeichnet habe, ist nun als Herr des Steinbocks – was immer das meint – Herr eines psychischen Zustandes, eines Geistes, der als „erwandelte Gestalt“ aus dem Uranus hervorgegangen ist, der seinerseits aus dem Neptun hervorging.
Uranus oder Wassermann oder das elfte Haus kann nur die Umrisse skizzieren einer Gestalt die aus den Tiefen Neptuns, der Fische, des Unbewussten aufgestiegen ist – Gleichnis des Schöpfrades. Uranus bezeichnet die lichte Höhe, Saturn nun bezeichnet leere Mitte und die Achse, um die das Schöpfrad sich dreht, gelagert an zwei Polen. Saturn und die kreisende Vier – das ist der Tag - Paradox, kreisender Einheitskreis mit vier Ecken.
Saturn hat also Sinn und Macht, das Rad des Unveränderlichen im steten Kreislauf festzuhalten und ist damit natürlich ab 1941 der oberste Schützer Russlands gegen die Hakenkreuz – Herden des deutschen Leitwolfs.
(Fragt sich, was hat es einem mongolischen Khan und seiner Horde damals erlaubt, für Jahrhunderte diesem Land und Volk den fremden Ausdruck des Unwandelbaren aufzuknechten.)
Saturn ist mithin der Gegner des Mars, der das Rad verbrennen will.
Die Nachmittagszeichen, - planeten und – häuser, Jupiter, Pluto und Venus, zeigen die Götter, die zur Erde herabsteigen auf den Treppen und Leitern unserer Vorstellungen. Sie und ihre im Materiellen gespiegelten Substrate wandern in uns in den Ereignissen der Fügung, der Aussparung und der Verbindung. Reich der Macht über die Zeit (Vorstellungen). Hierarchisch vom Himmel der Obervorstellung zur Erde absteigend.
Der Mythos wohnt oben im Nachmittag und erzählt seine Geschichten. Die Handelnden des „Nachmittags“ erscheinen unteren als Königin Mond und ihre Familie, König Sonne und sein Reich sowie ihre Früchte, die Königskinder, die – Gleichnis des Merkurs – durch ihre Nähe zum Licht der Sonne ausgezeichnet sind, diese Gestalten erscheinen auf der kollektiven Ebene als Volk, als Haupt des Volkes und als Krieger.
Treten im Krieg eigner und fremder Mythos einander gegenüber, so begegnen die von ihm erfüllten Akteure der Völker einander wie beim Schach, nämlich im Zeichen der Königin Heimat. Sie begegnen einander Mann für Mann an jener Grenze der Person, wo die Waage steht, die für Heimat erobern oder Heimat erhalten ausschlägt.
„… im Felde da ist der Mann noch was wert,
da wird ihm das Herz noch gewogen.“
Soweit für heute. Gespeichert 11:31 UTC, gepostet 12:27.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen